Figuren ein Gesicht geben

TRIER. "Ein Buch soll so gestaltet werden, dass man Lust am Lesen hat." Mit diesen Worten brachte Professorin Aniela Kuenne das Ziel ihrer Arbeit auf den Punkt. Das Fach Buchdesign der Fachhochschule hat der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier die Arbeit von Buchdesignern präsentiert.

Welche Schrift wähle ich aus? Welchen Satzspiegel? Welches Papier? Wo platziere ich eine Illustration? Dies sind Fragen, die sich ein Buchdesigner zu Beginn seiner Arbeit stellt. Fragen, von denen der Leser nichts ahnt.Die Diplom-Grafikerin Aniela Kuenne, die seit 17 Jahren an der Fachhochschule Trier Buchdesign und Illustration unterrichtet, begrüßte die Mitglieder der "Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier e.V" in ihren Unterrichtsräumen am Paulusplatz. Die Idee: Die Mitglieder des Fördervereins, die sich mit dem Buchpatenprogramm für den Erhalt und die Restaurierung alter und schadhafter Bücher aus den Beständen der Stadtbibliothek einsetzen, sollten einmal einen Einblick in die Entstehung und Gestaltung neuer Bücher erhalten.Kuenne stellte zunächst den Aufbau und die Inhalte des Faches Buchdesign, eines von fünf Wahlfächern im Studiengang Kommunikationsdesign, vor. Als besonders fruchtbar bewertete sie die Zusammenarbeit mit dem Gollenstein Verlag, bei dem inzwischen mehr als 100 von Trierer Studenten gestaltete Bücher erschienen sind.Kuennes Mitarbeiterin Claudia Pomowski verdeutlichte besonders die Herausforderungen und Fragen, mit denen sich ein Buchdesigner bei jedem neuen Projekt konfrontiert sieht: Bevor es ans Gestalten geht, muss er sich zunächst intensiv mit dem jeweiligen Text beschäftigen - denn seine Arbeit beschränkt sich nicht nur auf das Entwerfen eines Schutzumschlags. "Von innen bis außen wird alles gemacht", erklärt Pomowski. Konkret heißt das, der Umfang eines Buches muss berechnet, ein passender Satzspiegel gewählt, das geeignete Papier ausgesucht werden. Es stellen sich Fragen wie: Wie lasse ich das Buch beginnen? Wo platziere ich eine Illustration?Fragt man sie, was für sie das Wesentliche am Buchdesign ausmache, antwortet Pomowski lächelnd: "Es ist schön, die Kunst in ein Buch mit hineinzubringen." Wie dies gelingt, zeigen die Arbeiten, die zwei Studentinnen präsentierten: Christina Nagel präsentierte unter anderem Entwürfe für ihre Diplomarbeit, ein Bilderbuch für Erwachsene zu Edgar Allan Poes Erzählung "Die schwarze Katze".Schmetterling, der von Blume zu Blume fliegt

Anhand dieser Beispiele erläuterte sie ihre Technik, durch den Einsatz unterschiedlicher Farben eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen sowie Realität und Fiktion voneinander abzugrenzen.Die breite Palette von Buchgestaltungsmöglichkeiten und -techniken veranschaulichten die Arbeiten von Sabine Jung, die sich auf Kinderbücher spezialisiert hat. Schmunzeln erntete ihre kindgerechte Illustration von Tschaikowskys "Schwanensee": Ihr Prinz Siegfried erscheint zunächst nicht als hochgewachsener, gut aussehender "Traumprinz" sondern kommt klein, dick und verspielt daher.Das Märchen "Der Schmetterling" von Hans Christian Andersen gestaltete sie als Faltbuch; der Schmetterling, der unentschlossen von Blume zu Blume fliegt, kann auf die einzelnen Seiten mit den Blumenabbildungen aufgesteckt werden.Abschließend stellte Buchbinder Franz Quint seine, aus den Mitteln der Nikolaus Koch-Stiftung eingerichtete, Buchbinderwerkstatt vor: Hier lernen die Studenten verschiedene Bindetechniken, außerdem Papierkunde. Obwohl er nur drei Stunden pro Woche unterrichtet, ist auch Quint mit den Ergebnissen sehr zufrieden.Insgesamt erlebten die Besucher einen gelungenen, interessanten und lehrreichen Nachmittag und erhielten einen guten Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Buchdesigners.

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