Flatrate-Bordell nach Razzia unter neuem Betreiber wiedereröffnet

Trier · Das Flatrate-Bordell in der Karl-Benz-Straße in Trier-Nord ist wieder geöffnet. Ein anderer Betreiber hat das Etablissement, das von der Polizei im Februar wegen des Verdachts auf Menschenhandel geschlossen worden war, unter dem Namen Popp-Oase neu eröffnet.

 Die Beschriftung ist noch die alte, der Name aber offiziell ein neuer: Im Gebäude des Flatrate-Bordells Popp-Stall ist jetzt die Popp-Oase untergebracht. Sonst ändert sich nichts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Beschriftung ist noch die alte, der Name aber offiziell ein neuer: Im Gebäude des Flatrate-Bordells Popp-Stall ist jetzt die Popp-Oase untergebracht. Sonst ändert sich nichts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Laut Internetinserat gibt es "Pauschalclub-Vergnügen at it's best" im neuen Flatrate-Bordell in Trier-Nord. Das "Team" bestehe "aus guten alten Bekannten", und "Kenner" würden "schnell feststellen", dass sich die neue Popp-Oase "so ziemlich gar nicht" von ihrem "Vorgänger" unterscheidet.

Der Vorgänger der Popp-Oase in der Karl-Benz-Straße - der Popp-Stall - war Mitte Februar bei einer Großrazzia von der Polizei wegen des Verdachts auf Menschenhandel geschlossen worden (der TV berichtete). Das Betreiber-Ehepaar und drei Komplizen wurden verhaftet. "Die Ermittlungen laufen noch, alle fünf sitzen weiter in Untersuchungshaft", erklärt Staatsanwalt Erik Schweitzer (siehe Extra).

Acht Frauen aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn im Alter von 20 bis 41 Jahren hatte die Polizei bei der Razzia in dem Trierer Bordell angetroffen. Von Zwangsprostitution will Schweitzer nicht sprechen. "Nach Einschätzung der Polizei wurde auf die Frauen allerdings großer Druck ausgeübt, die Kombination mit dem großen Elendsdruck in ihren Heimatländern hatte offenbar dazu geführt, dass sie sich den Umständen im Popp-Stall gefügt haben", formuliert der Staatsanwalt. Die Pässe waren den Frauen nicht abgenommen worden. "Es gibt durchaus Frauen, die in dem Etablissement trotz der Umstände aus mehr oder weniger freien Stücken gearbeitet haben."

Auch in der Popp-Oase können Freier für einen pauschalen Eintritt von 49 Euro drei Stunden lang mit so vielen Frauen Sex haben, wie sie wollen. Für 99 Euro gilt das Angebot den ganzen Tag.

Weil baurechtlich die Nutzung der ersten Etage des Bürohauses in der Karl-Benz-Straße für den Betrieb eines Bordells genehmigt ist, musste sich der neue Betreiber die Popp-Oase nicht von der Stadt bewilligen lassen. Es reicht die bloße Anmeldung des Gewerbes, wie die Stadt auf TV-Nachfrage erklärt.

Schon beim Popp-Stall hatte die Stadt alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft, das Flatrate-Geschäftsmodell zu verbieten - ohne Erfolg. Dass es im Popp-Stall möglicherweise Menschenhandel gegeben hat, war den Trierer Ordnungsbehörden bis kurz vor der Razzia, die die saarländische Polizei und Staatsanwaltschaft verantwortet hatten, nicht bekannt. Noch Anfang Januar hatte Ordnungsdezernent Thomas Egger bei einem Pressegespräch erklärt, dass Zwangsprostitution in diesem Gewerbe zwar "nie ganz ausgeschlossen" werden könne, allerdings nach Erkenntnissen der Stadt und auch laut Polizei und Gesundheitsamt in Trier in Sachen Prostitution "derzeit keine besonders schwierigen Situationen erkennbar" seien. Weiter sagte Egger damals, Kriminalität sei im Zusammenhang mit Prostitution in Trier die Ausnahme: "In den Bordellen läuft offenbar tatsächlich alles recht ordentlich ab." Rückblickend eine falsche Einschätzung.

Zum einen hätte sich der "Tatverdacht tatsächlich erst kurz vor der Razzia verhärtet", verteidigt sich Egger. Seine Aussage vom Januar habe "den Informationsstand zu diesem Tag" widergespiegelt. "Ich hatte von der Polizei keine anderslautende Nachricht, sonst hätte ich das sicher relativierender ausgedrückt."

Wie sichergestellt werden soll, dass es in der Popp-Oase nicht zu ähnlichen Missständen kommt wie im Popp-Stall, dazu will sich die Trierer Polizei nicht näher äußern. "Wir werden im Rahmen unserer Zuständigkeit und gesetzlichen Eingriffsermächtigung tätig werden", erklärt Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. "Die Bekämpfung der Kriminalität rund um die Prostitution nehmen wir sehr ernst, die entsprechenden Betriebe, Etablissements und Personen haben wir im Blick", verspricht Jochem.Extra

200 Polizisten waren an der Großrazzia am 18. Februar in drei Flatrate-Bordellen in Trier, Saarbrücken und Homburg beteiligt. Alle drei Etablissements wurden von einem Ehepaar aus Kaiserslautern geführt, sie sollen die Frauen ausgebeutet und ihnen teilweise kein Geld gezahlt haben. Nach der Razzia wurden 24 Frauen - darunter acht aus dem Trierer Popp-Stall - von Beratungsstellen für Zwangsprostituierte betreut. Laut Staatsanwaltschaft soll das Ehepaar drei Komplizen damit beauftragt haben, Frauen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien nach Deutschland zu bringen. Anschließend sollten diese in den drei Bordellen arbeiten. Die Polizei hatte vor der Razzia zwei Jahre lang gegen den mutmaßlichen Menschenhändlerring ermittelt. red/woc

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