Flotter Bau mit Fertigbalkonen

Trier · Aus Stahl-Modulen entsteht bei Mariahof eine große Wohnanlage. Einziehen sollen unter anderem Flüchtlinge, was in dem Trierer Stadtteil monatelang für Diskussionen gesorgt hatte.

 Seit Anfang Juni rollen die Bagger auf dem Gelände zwischen dem Gut Mariahof und dem gleichnamigen Stadtteil. Ende des Jahres soll die Wohnanlage fertig sein. TV-Foto: Friedemann Vetter

Seit Anfang Juni rollen die Bagger auf dem Gelände zwischen dem Gut Mariahof und dem gleichnamigen Stadtteil. Ende des Jahres soll die Wohnanlage fertig sein. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

Trier Bauzäune sperren den großen Schotterplatz zwischen dem Gut Mariahof und den ersten Häusern des gleichnamigen Stadtteils ab. Der mehrfach ums Eck laufende Grundriss der künftigen Wohnanlage ist bereits deutlich erkennbar. 31 Sozialwohnungen entstehen in dem Gebäude (siehe Info). Der TV hat sich die Baustelle angesehen und mit Bauleiter Ralf Tenhofen und Frank Simons, Leiter des städtischen Amts für Gebäudewirtschaft, über den ambitionierten Zeitplan gesprochen:

Bis Ende Juli sollen die Bodenplatte gegossen und die Entwässerungsleitungen verlegt sein. Die grünen PVC-Rohre und die Betonkanalschächte dafür liegen bereits auf dem Baugelände bereit. Die Armierungseisen für die Betonbodenplatte sind in die flache Baugrube - die Wohnanlage wird ohne Keller errichtet - eingelassen. Die Baufirma Kleusberg mit Sitz im rheinland-pfälzischen Wissen (Landkreis Altenkirchen), die von der Stadt als Generalunternehmen mit dem Bau der Wohnanlage beauftragt wurde, die einzelne Gewerke wiederum an Handwerksbetriebe aus der Region vergeben hat.

Anfang August beginnt der Hochbau. Das Mehrfamilienhaus wird aus großen, containerartigen Fertigteilen zusammengesetzt. Die raumhohen Stahlelemente sind etwa zehn Meter lang und vier Meter breit. Eine Wohnung besteht aus etwa zwei bis drei dieser Elemente, in die bereits Fenster und Türen eingesetzt sind. Die vorgefertigten Elemente enthalten auch bereits die zurückversetzten Balkone.
Angeliefert werden die Fertigbauteile mit Schwerlasttransportern, die wegen ihrer Überlänge und -breite nur nachts auf Autobahnen fahren dürfen und aus Sicherheitsgründen von Begleitfahrzeugen eskortiert werden. Die Anlieferung folgt einer ausgefeilten Logistik: Acht bis zehn LKW pro Tag bringen nach fixem Zeitplan die jeweils benötigten Bauteile in strenger Reihenfolge zur Baustelle.
Per Spezialkran werden die Teile abgeladen und direkt passend neben- und aufeinandergestellt. "Anschließend werden die Elemente miteinander verschraubt und verschweißt", erklärt Bauleiter Tenhofen. Nach etwa zehn Tagen sollen alle Module aufgebaut, nach weiteren vier Tagen der Rohbau komplett fertig sein.

September bis Dezember sind für den Innenausbau inklusive Elektrik, Heizungs- und Sanitäranlagen sowie Restarbeiten vorgesehen. In Küchen, Bädern und Treppenhaus werden Fliesen verlegt, in den Wohnräumen Linoleum. "Im Vergleich zu anderen Sozialwohnungen wird der Innenausbau einen recht guten Standard haben", sagt Baustellenleiter Tenhofen.
Die Übergabe der fertigen Wohnanlage an die Stadt ist für Dezember geplant. "Anschließend können die Mieter einziehen", sagt Tenhofen.

Die Außenanlagen werden erst im Frühjahr hergerichtet. Die konkreten Planungen dafür laufen noch. "Es wird eine offene, parkähnliche Grünanlage rund um das Gebäude geben und auch einen Spielplatz", sagt Frank Simons, Leiter des städtischen Amts für Gebäudewirtschaft.

Parkplätze werden rund um das Gebäude ausgewiesen. "Wir haben etwa 45 Parkplätze geplant - also etwa 1,5 pro Wohnung. Es werden allerdings nicht alle Stellplätze schon beim Einzugstermin fertig sein, sondern nach und nach angelegt", sagt Simons. Zusätzlich sind Parkflächen für Spaziergänger, Wanderer und Jogger geplant. "Die Situation wird sich also nicht verschlechtern für die, die dort früher auch schon hin und wieder ihr Auto abgestellt haben, um zu Fuß in den Mattheiser Wald oder zum Brubacher Hof zu gelangen", verspricht der Amtsleiter.

Auch für das Martinsfeuer - das früher immer mitten auf dem heutigen Baugelände aufgeschichtet wurde - ist noch Platz. "Dafür werden wir eine städtische Fläche, voraussichtlich vor dem Hofgut, zur Verfügung stellen", sagt Simons.

Für den dreigeschossigen Neubau sind insgesamt 5,35 Millionen Euro veranschlagt. Sobald der Rohbau abgeschlossen ist, geht's in der zum Stadtteil Filsch gehörenden Carl-Carstens-Straße weiter: Dort baut die Firma Kleusberg im Auftrag der Stadt in einem größeren Winkelbau 50 Sozialwohnungen, ebenfalls aus Stahl-Fertigelementen. Geplanter Einzugstermin dort: Frühjahr 2018.Extra: NOTKIRCHE HINTERLÄSST SONDERABFALL


Die Erde aus der Baugrube, die für die neue Wohnanlage am Gut Mariahof ausgehoben wurde, musste als Sonderabfall entsorgt werden. "Der Boden war teilweise belastet", erklärt Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf. Ein vorab erstelltes Bodengutachten hatte die geringe Belastung mit mineralischem Material aufgezeigt. Die Verschmutzung sei allerdings so gering, dass der Aushub zur kleinsten Abfallklasse, der Deponieklasse 0, zugeordnet und ohne größere Probleme entsorgt werden konnte. Die mineralischen Altlasten stammten vermutlich von einer seit langem abgerissenen Notkirche, die dort nach dem Zweiten Weltkrieg mit schwimmendem Estrich errichtet worden war. In den 1970ern war der Platz außerdem offenbar mit Asphaltresten vom Mariahofer Straßenbau aufgeschüttet worden. Auch dieser Bodenaushub musste entsorgt werden.Extra: WER ZIEHT EIN IN DIE SOZIALWOHNUNGEN?


Mit dem Begriff Sozialwohnung assoziieren viele immer noch arme Mieter. Dabei ist das Jahresbruttoeinkommen gar nicht so niedrig, das Singles, Paare und Familien grundsätzlich zum Einzug berechtigt: "Je nach Förderprogramm sind es bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern 80 000 Euro, bei einem Erwachsenen mit vier Kindern liegt die Obergrenze bei 100 000 Euro", hat Hans-Werner Meyer, Leiter des städtischen Amts für Soziales und Wohnen, dazu erklärt. In die neue Mariahofer Wohnanlage sollen - wie auch in den geplanten Sozialwohnungsbau in Filsch - zum Teil anerkannte Flüchtlinge, zum Teil andere Mieter einziehen.

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