Flüchtlinge ziehen noch 2015 ein: Stadt stellt Pläne für Nutzung der Jägerkaserne vor – Auch andere Stadtteile sind gefordert

Trier-West · Die Stadt Trier muss ab August Flüchtlinge aufnehmen. Die Suche nach Wohnraum läuft deshalb auf Hochtouren. Allerdings ist bereits jetzt klar, dass noch in diesem Jahr auch im Burgunderviertel auf dem Petrisberg und in der Jägerkaserne in Trier-West Asylbewerber einziehen werden.

In keinem Stadtteil wird sich in den kommenden Jahren so viel tun wie in Trier-West. Bis zu 25 Millionen Euro stellen Land und Bund zur Verfügung, um den Masterplan zu verwirklichen, der in den kommenden zehn bis 15 Jahren den kompletten Stadtteil verändern wird. Hinzu kommen Mittel aus dem Projekt Soziale Stadt, die sich besonders auf den sozialen Wohnungsbau im Bereich der früheren Gneisenaukaserne konzentrieren.

Die Bewilligung der ersten Tranchen von 2,8 Millionen Euro hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer an Oberbürgermeister Wolfram Leibe übergeben (TV vom Dienstag).

So sind die Rahmenbedingungen für die besondere Bürgerversammlung im Dechant-Engel-Haus nicht schlecht, in der die Stadtverwaltung an diesem Montagabend auch die Pläne für die Unterbringung von Flüchtlingen in Trier vorstellt.
Alle Zweifel, ob die leer stehende Wohnsiedlung an der Burgunderstraße und die Jägerkaserne tatsächlich schnell genutzt werden müssen, räumt Sozialdezernentin Angelika Birk dabei aus: "Wir setzen zwar darauf, möglichst viele der Menschen in Mietwohnungen unterzubringen. Ohne einige zentrale Standorte wird es aber nicht gehen."

So werden derzeit auch die Möglichkeiten in anderen Stadtteilen geprüft. Ob aber zum Beispiel in Ehrang oder Olewig in größerem Umfang Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen oder genutzt wird, ist noch offen.

Konkret sind derweil die Pläne für die Jägerkaserne, für deren Kauf das Land 2,1 Millionen Euro beigesteuert hat. Dort sollen die Gebäude an der Eurener Straße schnell genutzt und die Räume in einen einfachen Wohnraumstandard gebracht werden. Sozialdezernentin Birk: "Das wird für die Flüchtlinge kein Schöner Wohnen. Das ist keine dauerhafte Lösung, aber wir wollen die Leute auch nicht in Turnhallen unterbringen."

Noch in diesem Jahr werden die ersten Menschen einziehen. Sie werden sich dann Küchen und Sanitärräume mit ihren Mitbewohnern teilen müssen.

Aber es soll nicht nur darum gehen, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Das macht Caritasdirektor Bernd Kettern klar. "Es geht auch darum, die Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder sprachlich zu schulen und zu begleiten. Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine Chance für die lokale Infrastruktur." Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und Bürgerservice haben sich die Betreuung und Qualifizierung der Flüchtlinge zur gemeinsamen Aufgabe gemacht.

Ortsvorsteher Horst Erasmy fasst die Stimmung im Stadtteil unter dem Beifall der überwiegend sehr sachlich diskutierenden Gäste der Informationsveranstaltung zusammen: "Im Grunde ist jeder in Trier-West willkommen. Aber wichtig ist, dass für die Menschen hier auch etwas passiert. Wir wollen jetzt Taten sehen, sonst drehe ich durch, und der ganze Stadtteil auch."

Zumindest die Ankündigung für diese Taten hatten Sozialdezernentin Angelika Birk und ihre Mitarbeiter im Gepäck. Dank der Zuschüsse vom Land und dank der Beseitigung personeller Engpässe in den städtischen Ämtern erhalte der Stadtumbau nun Rückenwind: So sollen in der Gneisenaustraße die denkmalgeschützten Gebäude 33-37 demnächst saniert werden und 26 neue Wohneinheiten entstehen. Am Irminenwingert wird ein weiteres Gebäude saniert, zudem werden die sieben Hortgruppen des Bauspielplatzes an einem Standort zusammengeführt.

"Die Schritte der Stadt machen Mut, dass die Aufgabe bewältigt werden kann", sagt Caritasdirektor Bernd Kettern, mit besonderem Blick auf die Flüchtlinge. "Aber es ist kein Thema nur für Trier-West. Auch andere Stadtteile sind gefordert."

Die Bürgerinformation für das Burgunderviertel folgt am Dienstag, 26. Mai, 18 Uhr, im Treffpunkt am Weidengraben.

Extra

 Gespannte Atmosphäre im Dechant-Engel-Haus: Mitarbeiter der Stadt und erläutern die Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Gespannte Atmosphäre im Dechant-Engel-Haus: Mitarbeiter der Stadt und erläutern die Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Foto: Rainer Neubert
Flüchtlinge ziehen noch 2015 ein: Stadt stellt Pläne für Nutzung der Jägerkaserne vor – Auch andere Stadtteile sind gefordert
Foto: Rainer Neubert
Flüchtlinge ziehen noch 2015 ein: Stadt stellt Pläne für Nutzung der Jägerkaserne vor – Auch andere Stadtteile sind gefordert
Foto: Rainer Neubert

Flüchtlinge

Voraussichtlich 20.000 Asylbewerber müssen in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz untergebracht werden. Alle verbringen derzeit die ersten Wochen in der zentralen Aufnahmeeinrichtung in Trier oder ihren Außenstellen. Danach werden die Menschen auf die Kommunen verteilt. Die Stadt Trier muss 2,7 Prozent der Flüchtlinge unterbringen. 2015 werden das 350, in den folgenden Jahren vermutlich 500 Menschen sein. r.n.

Gespannte Atmosphäre im Dechant-Engel-Haus: Mitarbeiter der Stadt und erläutern die Pläne zur Unterbringung von Flüchtlingen.

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