Flüchtlingskinder lassen Bälle und Teller tanzen
Trier · Eine kleine Auszeit von Leid, Unsicherheit und Flucht schaffen. Das ist das Ziel der Aktionsnachmittage, die das Kulturlabor alle zwei Wochen für die Kinder der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) anbietet. Die Finanzierung ist aber nur bis Ende des Jahres gesichert.
Trier. Es ist laut, wuselig und bunt. 14 Kinder tummeln sich in dem kleinen Raum, der normalerweise als Klassenzimmer dient. Tische und Stühle sind an die Wände geschoben. Jonglierbälle fliegen durch die Luft, Teller tanzen auf Stöcken. Und die Augen der Kinder leuchten. Dafür verantwortlich sind Elke Reiter, Clownin und Schauspielerin des Kulturlabors, sowie Christian Dirr, Artist und Jongleur.
Einzigartiges Projekt
Auf Anfrage des Jugendamts der Stadt Trier hat Reiter Anfang des Jahres ein Konzept entwickelt, das Kindern von Flüchtlingsfamilien und Asylbewerbern ein künstlerisches Erlebnis ermöglichen soll. "Die Schwierigkeit ist, dass wir in einer Stunde etwas Positives schaffen müssen. Denn komplizierte Techniken einzuüben oder über mehrere Nachmittage zu planen funktioniert nicht, weil sich die Gruppe ständig ändert", erzählt Elke Reiter. Seit Juli kommt sie alle zwei Wochen mit unterschiedlichen Programmen in die Afa Trier. Eigentlich sind die Workshops für Kinder ab sieben Jahren gedacht. Doch viele haben ihre kleinen Geschwister dabei. Aber im Improvisieren sind Reiter und Christian Dirr Meister und lassen sich von Planänderungen nicht aus der Ruhe bringen. Genauso wenig wie von der Tatsache, dass Sprache als Kommunikationsmittel quasi komplett ausfällt. Da sind der zwölfjährige Giorgi aus Georgien, die zehnjährige Anila aus Albanien, viele Kinder aus Syrien und dem Irak. Außer ein paar Brocken kann kaum einer Deutsch. Und auch Englisch oder Französisch versteht nur ein Bruchteil der Kinder. "Das ist schon eine Umstellung und da können dann wir von den Kindern lernen", sagt Christian Dirr. "Im Kommunizieren ohne Worte haben sie uns wirklich viel voraus." Die Lehrerin Rebecca Owusu unterrichtet die Flüchtlingskinder. "Früher lag die durchschnittliche Bleibedauer bei drei Monaten", erzählt sie. "Heute sind es nur noch etwa sechs Wochen." Der ständige Wechsel erschwere einen kontinuierlichen Unterrichtsaufbau. "Deshalb sind wir immer froh über Extra-Angebote, gerade im sportlichen und kreativen Bereich", sagt Owusu.
Auch Elke Reiter findet bei jedem Termin eine völlig neue Gruppe vor: "Es geht in erster Linie darum, eine Auszeit für die Kinder zu schaffen und ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten zu zeigen."
Jeder Monat steht unter einem anderen Motto. Im August hat es zwei Termine zum Thema Jonglieren und Zirkus gegeben. Materialien wie Jonglierbälle, Diabolos und auch eine kleine Musikanlage bleiben in der Afa, sodass die Kinder in ihrer Freizeit selbstständig weiterüben können. Die nächsten Termine bis Ende des Jahres werden sich um Puppenspiel, Tanz und Clownerie drehen.
Finanzierung läuft aus
Weiter kann Reiter momentan nicht planen und auch den Wunsch nach einem wöchentlichen Termin nicht erfüllen. Denn finanziert wird das bislang einzigartige Projekt von der Aktion "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" des Bundesministeriums für Familie, die Ende 2014 ausläuft. Neue Sponsoren und potenzielle Geldgeber müssen erst noch gefunden werden. "Ich möchte einfach kleine Lichtblicke setzen", sagt Reiter. "Und den Kindern auch ein bisschen den Kulturaspekt eröffnen: Das Leben besteht nicht nur aus Nahrung und Kleidung."