Förderung für Hochbegabte

TRIER. "Mit Sicherheit hochbegabt" - so lautete das Thema einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie. Die Hochbegabten-Initiative Trier (HIT), die Konrad-Adenauer-Stiftung Mainz und die Katholische Akademie hatten eingeladen, um über die Gründung eines Netzwerkes in der Region Trier zu diskutieren. Dieses Netzwerk soll hochbegabte Kinder und Jugendliche sowie Eltern, Lehrer und Erzieher unterstützen.

Tobias G. fällt schon im Kindergarten auf. Er ist oft unaufmerksam und fügt sich nicht in die Gruppe ein. Auch in der Schule hat er Probleme. Tobias fühlt sich unverstanden und gelangweilt. Seine schulischen Leistungen werden jedes Jahr schlechter. Er wiederholt die 5. und 7. Klasse - schließlich steigt er aus der Schule ohne Schulabschluss aus. Depressionen führen ihn zu einem wachsamen Arzt. Es kommt zu einer erstaunlichen Diagnose: Tobias ist hochbegabt. Trotzdem hat er in der Schule versagt. Damit sich solche Lebensgeschichten nicht ständig wiederholen, hat sich eine Gruppe von Trierern dazu entschlossen, ein Netzwerk zu knüpfen, in dem jede Fachkraft den Weg zur optimalen Hochbegabtenförderung weisen kann. Hochbegabtenförderung ist keine Modeerscheinung, sondern notwendig, um die betroffenen Kinder, immerhin mindestens zwei Prozent aller Schüler und Schülerinnen eines Jahrganges, angemessen zu fördern. "Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen", zitierte Katharina Zey-Wortmann Paul Brandwein zur Begrüßung der 90 Teilnehmer. Edwin Bartels, Landschulheim am Solling, referierte über seine langjährige Erfahrung mit hochbegabten Kindern.Angebote reichen nicht aus

Um eine durchgängige Hilfe für Betroffene anzubieten, bedarf es einer Verzahnung der verschiedenen Wissens- und Aufgabenbereiche. Egal, ob es sich um die Erkennung von Begabungsschwerpunkten, Fördermöglichkeiten oder den Ausgleich von Defiziten handelt, die Fachbereiche müssen sich austauschen. Gefordert werden ein differenziertes Bildungsangebot und mehr Aufklärung in Kindergärten und Grundschulen. "Lehrkräfte und Erzieherinnen müssen für das Thema sensibilisiert und geschult werden, um potenzielle Hochbegabung zu erkennen, damit uns kein Kind durch die Maschen fällt", sagte Monika Reinsch, HIT. Zwar gibt es Angebote für hochbegabte Kinder, aber die reichen bei Weitem nicht aus. In Zukunft scheint sich in Trier in Bezug auf Hochbegabtenförderung viel zu tun. So soll es laut Joachim Schütze, Leitender Regierungs-Schuldirektor, idealerweise an jeder Schule in der Region einen Hochbegabtenbeauftragten geben. Bereits heute bestehen zwischen Fachbereichen der Universität Trier und Gymnasien der Region Kooperationen, um talentierte Kinder zu fördern. Das Cusanus-Gymnasiums Wittlich kooperiert mit dem Fachbereich Mathematik und das Hindenburg-Gymnasium Trier mit dem Fachbereich Romanistik. Schülerinnen und Schüler nehmen an universitären Veranstaltungen teil und erwerben Scheine, die später anerkannt werden können. Zwar enthält das Lehramtsstudium bislang nur relativ geringe Anteile aus den Fächern Pädagogik und Psychologie, diese sollen aber nach dem neuen Lehrerbildungskonzept erhöht werden. Erste Maßnahmen, die angehenden Lehrkräfte für Hochbegabung zu sensibilisieren, sind im vergangenen Semester unternommen worden. Es gibt Hoffnung, dass die zukünftige Professur für Hochbegabte an der Universität Trier einen Beitrag zum Netzwerk in der Region leisten wird. Mit der aus Mainz angekündigten Schule für hochbegabte Kinder kann nach Schätzung des Sozialplanungsbüros Heiner Schneider nicht vor dem Schuljahr 2005/2006 gerechnet werden. Insgesamt scheint die Region Trier die Weichen zu stellen, um für die hochbegabten Kinder und Jugendlichen in und außerhalb der Region gut ausgestattet zu sein. Umso wichtiger ist die notwendige Transparenz, damit sich Hilfesuchende zurecht finden. Erste Anlaufstelle für Eltern, die eine Hochbegabung ihres Kindes vermuten, sind Kinderärzte, der Schulpsychologische Dienst oder der Fachbereich Psychologie an der Universität Trier. Auch Familien- und Lebensberatungsstellen von Stadt und Gemeinden können helfen. Info: HIT e.V., Monika Reinsch, Telefon 0651/3089602.

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