Frage des Glaubens

Hinter Zweifeln an der Evolutionstheorie stehen meist religiöse Motive. Mit ihnen befasste sich ein Kongress an der Universität Trier.

 Dittmar Graf referierte an der Uni Trier zum Thema Schöpfung und Evolutionstheorie. TV-Foto: Daniel John

Dittmar Graf referierte an der Uni Trier zum Thema Schöpfung und Evolutionstheorie. TV-Foto: Daniel John

Trier. (daj) In der Wissenschaft ist die Evolutionstheorie zumindest in ihren Grundzügen weitgehend akzeptiert und unumstritten. Dennoch gibt es bis heute Vorbehalte gegen die Thesen von Charles Darwin und seinen Nachfolgern über die Entstehung der Arten. Besonders verbreitet ist die Skepsis in evangelikalen Kreisen der USA. Immerhin scheint die Biologie im Widerspruch zu biblischen Schöpfungsgeschichten und damit zum traditionellen Weltbild vieler Christen zu stehen.An der Universität Trier beschäftigte sich nun ein Kongress unter dem Titel "Die erschöpfte Theorie — Evolution und Kreationismus in Wissenschaften" mit der gesellschaftlichen Diskussion über die Evolutionstheorie. Unter dem Schlagwort "Kreationismus" werden dabei verschiedene Positionen zusammengefasst. Allen gemeinsam ist, dass die Idee eines Schöpfers nicht nur als Glaubensinhalt, sondern als wissenschaftliche Tatsache angesehen wird.Der Dortmunder Biologie-Professor Dittmar Graf berichtete in seinem Vortrag von einer Studie, die er unter Lehramtsstudierenden im ersten Semester gemacht hat. Demnach stimmten 18 Prozent der Befragten der Aussage zu, der Mensch sei direkt in seiner heutigen Gestalt geschaffen worden. Unter den angehenden Biologen beträgt der Wert immerhin noch zehn Prozent.Matthias Neff vom Referat für Weltanschauungs- und Sektenfragen beim Bistum Trier sieht den Kreationismus in Deutschland allerdings nur als eine Minderheiten-Position: "Für den weitaus größten Teil der Christen stellen die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie und der christliche Schöpfungsglaube keine unüberbrückbaren Gegensätze dar", erklärt er auf TV-Anfrage. Spannend wäre es daher gewesen, sich auf der Tagung in die direkte Diskussion zwischen Naturwissenschaftlern und Theologen einzulassen, um das Verhältnis zwischen Glauben und Wissen auszuloten. Auf die Frage, weshalb keine Theologen eingeladen wurden, antwortet Organisator Christoph Lammers: "Wir haben Religionswissenschaftler angefragt." Doch entweder hätten diese keine Zeit gehabt oder sich nicht gut genug mit der Problematik ausgekannt. Christliche Theologen indes wären — so wurde in der Diskussion deutlich — wohl auch nicht unbedingt willkommen gewesen. Viele der Teilnehmer und einige der Referenten kamen aus dem Umfeld der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung und vertreten atheistische Positionen. Dass es letztlich um mehr als nur einen wissenschaftlichen Kongress ging, zeigt der Beschluss, die Ergebnisse der Diskussion in einem politischen Statement zusammenzufassen, das Bundeskanzlerin Angela Merkel übersandt werden soll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort