Fragebogen kann Leben retten

Eine schlechte Orientierung gehört zum Krankheitsbild der Demenz und geht häufig mit dem Wunsch nach einer vertrauten Umgebung einher. Immer häufiger muss die Polizei daher nach älteren Menschen suchen, die vermisst gemeldet sind. Eine Art Vermisstenakte soll diese Suche nun erleichtern.

Trier. Eine 82-jährige Bewohnerin des Seniorenheims in Kell am See verschwindet spurlos. Zwei Wochen lang suchen 120 Einsatzkräfte nach der demenzkranken Frau - und finden schließlich ihre Leiche zwei Kilometer vom Seniorenheim entfernt. Dieser tragische Fall, der sich im Februar ereignet hat, gehört zu einer Vielzahl von Suchaktionen nach demenzkranken Vermissten, mit denen sich die Trierer Polizei in diesem Jahr beschäftigt hat. Etwa acht Fälle dieser Art beschäftigten die Trierer Polizei allein im Frühjahr, berichtet Jürgen Schmitt, Leiter der Abteilung Polizeieinsatz. Und es werden immer mehr.

Aus diesem Grund hat das Polizeipräsidium Trier ein sogenanntes Datenblatt für den Vermisstenfall entwickelt und nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Als erste Behörde in Rheinland-Pfalz.

Ziel ist es, gleich zu Beginn der Suche über umfangreiche Informationen über den Vermissten zu verfügen. So werden schon im Vorfeld in diesem Formular die persönlichen Daten des Demenzkranken festgehalten und ein Foto sowie DNA-Material beigefügt. Wird er vermisst, kann die Polizei anhand dieser Informationen schnell ein Fahndungsplakat mit detaillierten Angaben veröffentlichen.

"Wir brauchen korrekte und konkrete Informationen, damit wir genau wissen, nach wem wir suchen", erklärt Polizeipräsident Manfred Bitter. Bislang seien die "Erstinformationen" meist lückenhaft oder unzutreffend gewesen - und die Suche damit erschwert.

Dabei drängt die Zeit: "Gerade im Winter kommt es auf Stunden an", sagt Jürgen Schmitt, Leiter der Abteilung Polizeieinsatz im Präsidium Trier. Sonst droht der Kältetod.

Erfragt werden in dem dreiseitigen Bogen die Personalien, bisherigen Wohnorte und Gewohnheiten sowie die Krankenanamnese und Biografie. Ehemalige Adressen sind wichtig, "denn häufig suchen die Menschen Geborgenheit und wollen zurück in ihr altes Zuhause", berichtet Uschi Wihr vom Trierer Demenzzentrum. Über das Stadium der Erkrankung und die körperliche Verfassung muss die Polizei derweil unter anderem Bescheid wissen, um einzuschätzen, wie weit der Vermisste gelaufen sein könnte.

Die Datenblätter werden in den nächsten Wochen an die Seniorenheime und privaten Pflegepersonen verteilt. Nur im Vermisstenfall sollen sie an die Polizei ausgehändigt werden.

Informationen zum Datenblatt gibt es beim Beratungszentrum der Polizei in Trier, Palaststraße 8, Telefon 0651/46337110.

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