Frau Doktor und der Bischofs-Engel

TRIER. Helau und Halaudi mit Bischofs Segen: Erwin Engel (Bischöfliche Weingüter) und Barbara Ries (Generalvikariat) sind Triers Prinzenpaar 2005 - ein ungewöhnliches Duo, das sich erst seit wenigen Monaten kennt und inzwischen auch privat liiert ist.

Der Trierische Volksfreund ist "schuld". Das TV -"Stadtgespräch" vom 13. März, das Erwin Engel, den Verkaufschef der Bischofs-Weingüter, als den kommenden Karnevalsprinzen outete, schlug Wellen bis ins Bischöfliche Generalvikariat. Ein Regent in spe und "noch ohne Prinzessin" - "das wär doch was für Dich", meinten Kolleginnen von Barbara Ries, ihres Zeichens Assistentin von Generalvikar Werner Rössel.Prinzessinnen-Suche beim Altstadtfest

Obwohl sich die promovierte Theologin zunächst zwar belustigt, aber nicht sonderlich interessiert zeigte, kam der Stein ins Rollen. Denn eine Kollegin von Barbara Ries rührte kräftig die Werbetrommel, als sie zum Weinkauf bei Erwin Engel in den Bischöflichen Weingütern vorbeischaute: "Bei uns arbeitet eine ganz Nette, die wäre eine tolle Prinzessin …" Engel ergriff die Initiative, rief die ihm gänzlich unbekannte Barbara Ries an und verabredete sich mit ihr zu einem Abendessen Marke "Blind Date": "Ich kam rein ins Restaurant und wusste gleich: Das ist sie." Kunststück, denn Barbara Ries war der einzige weibliche Gast. Man verstand sich - "obwohl ich sie zwei Stunden lang zugetextet habe" - auf Anhieb prächtig, aber nicht unbedingt in karnevalistischer Hinsicht. Noch Wochen später, beim Altstadtfest, hielt Erwin Engel offensiv Ausschau nach einer Mitregentin. Sein selbst gefertigtes "Karnevals-Prinz sucht Prinzessin"-Schild am Stand der Bischöflichen Weingüter zeigte Wirkung. Reihenweise meldeten sich junge Damen; einige Kandidatinnen bat Engel dann beim Moselfest zum Casting. Die drohende Konkurrenz aber missfiel Barbara Ries, die drauf und dran war, sich in den 42-jährigen Junggesellen zu verlieben. Und Engel fand es gar nicht lustig, das die ihm überaus sympathische Theologin ziemlich restistent gegen seinen Charme schien. Ihre Version: "Den hab ich erst mal schön zappeln lassen." Doch es kam, wie es wohl kommen musste: Inzwischen ist die 35-Jährige Herzensdame und Prinzessin in Personalunion. Was das närrische Ehrenamt anbetrifft, sogar mit Segen von oben: "Bischof Marx hat vor wenigen Tagen bei der Bistums-Dechanten-Konferenz verkündet, dass ich Karnevalsprinzessin werde. Das hat für große Erheiterung gesorgt."Vereinslose Repräsentanten aller Karnevalsgesellschaften

Heiter dürfte auch die Regentschaft werden. Der Prinz, der sich als Vereinsloser und damit geradezu prädestiniert für die Jubiläumssession "50 Jahre Arbeitsbegemeinschaft Trierer Karneval" (ATK) beworben hatte, ist eine stadtbekannte extrovertierte Frohnatur. Und seine bessere Hälfte eine routinierte Närrin. Daheim im niederrheinischen Keppeln, einem 1400-Einwohner-Ort bei Kalkar, geht Barbara Ries seit dem neunten Lebensjahr in die Bütt. Nächstes Jahr muss die Wahl-Triererin (seit 1997) erstmals passen. Auf die Tollitäten warten in der kurzen Amtszeit zwischen der Inthronisation bei der ATK-Gala am 7. Januar in der Europahalle und Aschermittwoch (7. Februar) rund 300 Termine. Bammel vor dem strammen Programm? "Nein", meinen beide unisono. "Erst recht nicht, weil uns eine ausgezeichnete Adjutantur zur Seite steht", fügt Engel hin. Als da wären Jürgen Kast, Geschäftsführer der Trägergesellschaft Bistum Trier (TBT), sowie Maria und Reiner Honnecker, die bereits anno 1995 dem Prinzenpaar Hans-Josef I. und Birgit II. vom Römersekt assistierten. Die Tollitäten Erwin & Birgit werden "ohne von und zu" regieren und haben im Bekannten- und Freundeskreis und abseits der üblichen Geldbeschaffungswege bereits ein Großteil ihres Sponsorings zusammengebracht. 25 000 werde das hofstaatliche Budget insgesamt wohl umfassen, schätzt Engel: "Wir wollen uns ja nicht lumpen lassen." Das von der ATK auserkorene Sessionsmotto "Märchenland in Narrenhand" ist ganz nach dem Geschmack des Prinzenpaares: "Wir lassen auch verkleidete Engel und Feen tanzen." In Kitsch soll es aber nicht ausarten. "Keine Bange", sagt der Prinz (Spitzname: "Der Engel des Bischofs"). "Wir sind das Prinzenpaar aller Trierer Gesellschaften und betrachten das als Ehre und Verpflichtung zugleich." Den ersten gemeinsamen närrischen Auftritt hat das künftige Prinzenpaar beim offiziellen Sessions-Auftakt am 11. 11. auf dem Kornmarkt. Allerdings in Zivil, denn noch regieren Patrick Ramin und Melanie Wagner.

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