Frauen können mehr

Kaum ein Thema hat sich über die vergangenen Jahre so in der Wahrnehmung gewandelt wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine Schlüsselfrage ist dabei der Wiedereinstieg in den Job nach der Eltern-Zeit. In Trier soll sich da einiges bewegen. Auftakt ist ein großer Infotag am 19. September.

Trier. Es ist noch gar nicht so lange her, da war es eine Frage von hoher ideologischer Sprengkraft, ob bei jungen Familien ein Elternteil - in der Praxis meist die Mutter - zum Zweck der Kindererziehung über einen längeren Zeitraum zu Hause bleiben sollte.

Den einen schien die schnellstmögliche Rückkehr in den Beruf den Königsweg zu Selbstverwirklichung und Emanzipation, die anderen witterten dahinter den Verfall der Familie und den Ruin der Gesellschaft.

Vielleicht war es die ökonomische Realität - gut ausgebildete Kräfte werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht -, die für Entkrampfung gesorgt hat. Selbst konservative Kreise setzen sich inzwischen dafür ein, dass Familie und Beruf besser vereinbart werden können.

Doch zwischen den politischen Wunschbildern und der Realität klafft oft eine große Lücke. Wer aus familiären Gründen im Job pausiert, findet sich bei seiner Rückkehr oft auf dem karrieremäßigen Abstellgleis oder bei ungeliebten Aufgaben wieder. Führungsfunktionen in Teilzeit sind ohnehin eine Rarität. Aber auch in den Familien fehlt es oft an der Rückendeckung für den Wiedereinstieg.

Diesem Themenkomplex widmen sich nun die Stadt Trier, die örtliche Agentur für Arbeit sowie eine Reihe von Kooperationspartnern von der Erwachsenenbildung bis zu den Kammern. Mit vereinten Kräften will man Bewegung in die Sache bringen.

Den Auftakt macht am kommenden Samstag ein groß angelegter "Infotag Wiedereinstieg" im Bildungszentrum im Palais Walderdorff. Die Organisatorinnen um die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter haben sich bewusst ein provokatives Motto einfallen lassen: "Frauen können mehr - Väter auch". Damit sind die unterschiedlichen Zielrichtungen umrissen: Frauen wird Mut gemacht für den Wiedereinstieg, Unternehmen will man auf das große Potenzial aufmerksam machen, das in Familienmanagement-geschulten Mitarbeiterinnen steckt, und Vätern soll nahegebracht werden, dass es maßgeblich von ihrem Engagement abhängt, ob eine vernünftige Arbeitsteilung in der Familie klappt oder nicht.

Von 11 bis 16 Uhr gibt es am 19. September Vorträge, Workshops, Improvisationstheater, Diskussionsrunden und praktisches "Coaching" für die Rückkehr in den Beruf. Rund 30 Unternehmen, Initiativen, Behörden und Projekte unterstützen den Infotag. Der Eintritt ist frei, für Kinder gibt es ein Spiel- und Betreuungsangebot mit dem Triki-Büro.

Den Programm-Flyer mit den einzelnen Veranstaltungen gibt es im Rathaus-Bürgerbüro, bei vielen Institutionen oder auch zum Herunterladen unter www.infoboersen-fuer-frauen.de, Button "Veranstaltungstermine".

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