Frauen stärken

TRIER. Seit November gibt es sie schon, die Interventionsstelle (der TV berichtete). Sie richtet sich an Frauen, die Opfer von Gewalt in Beziehungen geworden sind. Nach gut fünfmonatiger Arbeit fand jetzt die offizielle Eröffnung statt.

Oft meint man, dass man in den eigenen vier Wänden in Sicherheit lebt, aber die Realität sieht für viele Frauen anders aus. Schätzungen zufolge kommt es in jeder dritten Partnerschaft zu Gewalt. Frauen sind demnach von häuslicher Gewalt mehr bedroht als durch alle anderen Gewaltdelikte. Mit 850 Fällen von häuslicher Gewalt gegen Frauen musste sich im letzten Jahr das Polizei im Bezirk Trier beschäftigen. Dabei liegt nach Angaben von Polizeipräsident Manfred Bitter die Dunkelziffer wahrscheinlich um ein Vielfaches höher."Wir können das nicht alleine"

Seit Anfang 2002 ist in Deutschland das Gewaltschutzgesetz in Kraft. Seitdem hat die Polizei die Möglichkeit, bei einem Fall von häuslicher Gewalt dem Täter einen Platzverweis zu erteilen nach dem Grundsatz: "Wer schlägt, muss gehen". Doch mit der Situation des Opfers ist die Polizei oft überfordert. "Wir können das nicht alleine", sagte Bitter. Deshalb begrüße die Polizei die Kooperation mit der Beratungsstelle. Als Teil des RIGG (Rheinland-pfälzisches Interventionsprojekt gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen) sei geplant, in jedem der fünf Polizeibezirke eine Interventionsstelle zu errichten, erläuterte Christiane Morgenstern vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend in Rheinland-Pfalz. Getragen wir die neue Einrichtung in Trier vom "Frauennotruf" und vom "Frauenhaus". Zufrieden mit der bisherigen Kooperation zeigten sich die beiden Vorsitzenden der Träger, Kerstin Jacob und Mechthild Cordes. Die Interventionsstelle Trier (IST) arbeitet nach dem "pro-aktiven" Ansatz. Das heißt, bei einem Fall von häuslicher Gewalt gegen eine Frau übermittelt die Polizei mit Einverständnis des Opfers Name, Adresse und Telefonnummer an die IST. 99-mal Kontakt aufgenommen

Deren Mitarbeiterinnen nehmen dann Kontakt auf. Dies unterscheidet die Einrichtung von vielen anderen, denn nicht das Opfer muss den ersten Schritt tun, sondern die Beratungsstelle geht auf die Frau zu. Seit Bestehen der Beratungsstelle war dies bereits 99-mal der Fall, berichtet IST-Mitarbeiterin Astrid Pößiger. "Der Wille der Frau ist vorrangig, wir wollen ihre Entscheidung unterstützen", erläutert Pößiger das Ziel der Einrichtung. Auch wenn die Mitarbeiterinnen in manchen Fällen am liebsten direkt handeln würden. Deswegen gehöre das Zuhören zu den wichtigsten Aufgaben, neben der Information über rechtliche Optionen und Schutzmöglichkeiten. Auf Wunsch stellen die Beraterinnen auch den Kontakt zu Fachanwälten oder anderen Beratungsstellen her. Die Trierer Interventionsstelle ist zu erreichen montags und mittwochs bis freitags von 10 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0651/9948774 oder E-mail interventionsstelle-trier@web.de; Spendenkonto: Sparkasse Trier BLZ 58550130, Nummer 448530.

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