Freiheit spüren

TRIER. (mer) Für viele Behinderte war der Motorrad- Ausflug des Club Aktiv ein heiß ersehntes Ereignis: Endlich einmal konnten sie den Rollstuhl oder ihr Handicap vergessen und im Beiwagen eines Motorrads Geschwindigkeit hautnah erleben.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich je wieder meine alte Motorradjacke gebrauchen könnte”, sagt der sichtlich begeisterte Rolf L. Der Trierer ist früher oft und gern auf die Maschine gestiegen - bis ihm ein Schlaganfall eine Halbseitenlähmung bescherte. Dass er sich von diesem Schicksalsschlag nicht unterkriegen lässt, hat er bei bislang 22 Marathons bewiesen, die er im Rollstuhl mit einem Arm gefahren ist. Jetzt erfüllt ihm der Club Aktiv einen lang gehegten Traum: Mit einer Kolonne von Motorrädern können er und seine Schicksalsgenossen im Beiwagen die reizvolle Strecke von Trier nach Bollendorf erleben. Die Idee zu der Aktion hatte Peter Bilstein, Leiter der Tagesförderstätte des Club Aktiv für Körperbehinderte, im letzten Herbst. Als der leidenschaftliche Fahrer mit seinem Motorrad zur Arbeit gekommen war, äußerten einige Behinderte den Wunsch, einmal mit ihm mitzufahren. Die große Begeisterung erklärt sich Bilstein aus ihren beschränkten Lebensumständen. Um die Idee seiner "Boots-Tour” (Boot steht für Beiwagen) zu verwirklichen, griff Bilstein auf eine Email-Liste von Fahrern der italienischen Marke Moto-Guzzi zurück, denen er das Projekt schilderte. Prompt meldeten sich zahlreiche Fahrer aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz zu der Tour an. Der Guzzi-Fahrer Michael Szeimys aus Schleswig-Holstein, der in drei Tagen 600 Kilometer gefahren ist, lobt die Initiative. 23 Motorräder nehmen teil, 14 Behinderte fahren in den Beiwagen mit. Die Boots-Tour 2004, die erste ihrer Art, soll nach Meinung der Verantwortlichen nicht die einzige bleiben.

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