Friedensstifter im Rathaus

TRIER. Gewaltprävention, Mediation, Versöhnung – das sind die Fundamente der Klaus Jensen Stiftung. Der Gründer wird Helmut Schröer Anfang April 2007 im Amt des Trierer Oberbürgermeister ablösen. Die Arbeit der auf mehreren Kontinenten operierenden Stiftung werde dennoch weitergehen, betont Jensen. "Ich bin schließlich nicht die Stiftung, sondern nur ein Teil davon."

Gewalt prägt die Konfliktlösung zwischen Staaten, ethnischen Gruppen und auch Teilen der Gesellschaft. "Die Opfer bewaffneter Konflikte mahnen uns, einen Beitrag zur Entwicklung ziviler Gesellschaften zu leisten, die sich ziviler Methoden der Konfliktlösung, der Konfliktvermeidung und der Friedensstiftung bedienen" - so steht es in der Präambel der Stiftung, die Klaus Jensen im April 2003 mit einem Kapital von 150 000 Euro gegründet hat. Die Institution sieht sich als Teil eines nationalen und internationalen Netzwerkes und will Konfliktparteien einen neutralen Raum für Lösungs- und Versöhnungsprozesse anbieten. Hohe Ziele und jede Menge Arbeit, dennoch ist die Klaus Jensen Stiftung keine große Organisation mit viel Personal. "Die Stiftung ist ein Netzwerk ohne Bürokratie", erklärt der Gründer. "Wir arbeiten mit vielen ehrenamtlichen Helfern und einigen wenigen Mitarbeitern auf Honorarbasis." Der Vorstand besteht aus drei Personen.Versöhnungsprojekt in Afrika

Neben der fachlichen und finanziellen Begleitung von Begegnungsprogrammen und -stätten, Konferenzen und anderen Versöhnungs-Initiativen vergibt die Stiftung Stipendien, berät Verwaltungen, Regierungen und einzelne Funktionsträger und erreicht über Kongresse, Seminare, Publikationen und Projektmessen die Öffentlichkeit. Jensens Grundsatz: "Viele Menschen glauben, dass Frieden automatisch als Abwesenheit des Krieges definiert wird, doch das ist falsch. Auch der Frieden ist ein Ernstfall, der lange trainiert werden muss." Unter dem Motto "Zukunft braucht Versöhnung" fördert die Klaus Jensen Stiftung Friedensarbeit in der Region der großen Seen in Afrika. "Es geht um ein Versöhnungsprojekt zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda", erläutert Jensen. Der Völkermord in Ruanda 1994 und die darauf folgenden Kriege in dieser Region erschütterten auch die Nachbarländer. Bewaffnete Gruppen flohen in den Kongo und beuten seitdem dort die Bodenschätze aus. "Die bitterarmen Kongolesen leiden besonders darunter. Gute Nachbarn wurden so zu Feinden, das Leben in den Grenzregionen wird geprägt von Misstrauen und Gefahren." Auf einem von der Klaus Jensen Stiftung initiierten Workshop im November 2005 in Cyangugu (Ruanda) entstand die Idee einer Kooperation zwischen der Association des Syndicats Chrétiens (ASC) Umurimo, einem Verband christlicher Gewerkschaften in Ruanda mit mehr als 5000 Mitgliedern, und der kongolesischen Frauenorganisation Union des femmes paysannes du Nord Kivu (Uwaki). "So wollen wir etwas anschieben", betont Klaus Jensen. Auch in Rheinland-Pfalz ist seine Stiftung aktiv. "Vor zwei Monaten haben wir damit begonnen, die Gewaltprävention landesweit zu erfassen und zu bewerten." Es gebe zwar viele Aktivitäten landesweit, "vor allem in Trier läuft viel", aber bisher sei kein System zu erkennen. "Es gibt keinen roten Faden, in vielen Gebieten geschieht gar nichts", betont Jensen. Die Stiftung will nach ihrer Analyse Empfehlungen für Kommunen, Träger der Jugendarbeit und die Landespolitik vorlegen. Es gibt offenbar noch viel zu tun für die Stiftung, doch ihr Gründer sitzt bald im Sessel des Trierer Oberbürgermeisters. "Ich werde die Stiftung nach meinem Amtsantritt nur noch begleiten können, aber das ist kein Problem", sagt Klaus Jensen. "Meine Aufgaben werden auf mehrere Leistungsträger verteilt, die Arbeit wird genauso intensiv und effektiv weitergehen." Als Oberbürgermeister wolle er dem Thema Gewaltprävention in Trier einen hohen Stellenwert einräumen. "Dieser Bereich muss schließlich auch jeden Kommunalpolitiker beschäftigen."

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