Frisieren in Wohnzimmeratmosphäre

TRIER-NORD. Ihre Lieblingsfarbe ist rosa-rot, und so hat sie auch ihren Salon genannt. Doch Tilly Wollmann führt kein gewöhnliches Friseurgeschäft. In ihrem kleinen Laden gibt es nur einen einzigen Frisierstuhl.

An der Decke strahlt ein Kronleuchter vom Flohmarkt. Neben dem Eingang steht eine antiquierte Kommode und daneben ein rustikales Sofa mit gelbem Stoffbezug, ebenfalls älteren Datums. Die Wände leuchten in rosa und roten Farbtönen, und in der Mitte des Raumes steht ein einziger, 40 Jahre alter Frisierstuhl aus einem ehemaligen Herrensalon. Davor ein riesiger Spiegel. Aus dem Hintergrund ertönt leise klassische Musik. "Mein Salon soll Wohnzimmeratmosphäre haben", erklärt Tilly Wollman ihre Philosophie. "Und ich glaube, das habe ich geschafft." Zusammen mit ihrem Bruder hat sie dem ehemaligen Lebensmittelgeschäft in der Trierer Maarstraße vor zwei Jahren eine individuelle Note verpasst und die Wände in ihren Lieblingsfarben gestrichen. Die unkonventionelle Einrichtung ihres Salons peppt sie alle drei Monate mit wechselnden Bildern auf, die sie von ausstellenden Künstlern bekommt. Auch Schmuck hat sie im Angebot, den sie dekorativ in ihrem großen Schaufenster ausstellt. Selbständig war die 45-Jährige schon lange zuvor. Mit einem mobilen Friseurservice hat sie zwölf Jahre lang ihr Geld verdient und sich über die Jahre "mit Hausbesuchen" eine Stammkundschaft aufgebaut. "80 Prozent davon sind auch jetzt noch meine Kunden. Ich kann fast gar keine andere Kundschaft mehr annehmen", so Wollmann über ihr kleines, florierendes Geschäft. Sie legt, wie sie sagt, Wert auf persönliche Atmosphäre und ein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Kunden. "Hier kann ich Trierisch reden und so sein, wie ich bin", erzählt sie ganz offen. Tilly Wollmann versteht sich auch immer ein bisschen als Psychologin. "Ich kenne die Leute, die schon so lange zu mir kommen, und wir sind fast schon befreundet." Auch das hat sie quasi von der Pike auf gelernt, in ihrer Ausbildung in den 70er-Jahren im ehemaligen Friseursalon Becker in der Paulinstraße, bevor sie im "Haarscharf" ihre Meisterprüfung abgelegt und 1989 dann die Filiale "Gefühl" in der Trierer Palaststraße geleitet hat. In diesem Jahr feiert die gebürtige Trierin und Mutter einer Tochter bereits ihr 30. Jubiläum als Friseurin und hat ihren Beruf nach eigenen Angaben "immer geliebt."

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