Frohnatur mit Musik im Blut

"Blumen und Lieder sind mein Gefieder" - so hat Kläre Rauch (geborene Brauneis) schon als 14-jähriges Mädchen ihre Liebe zu Musik und Natur verkündet. Viele Jahre leitet sie nun schon den Singkreis des Eifelvereins in Trier, und auch mit 100 Jahren greift sie noch regelmäßig zur Gitarre.

 Kläre Rauch in ihrem Element: Auch mit 100 Jahren gibt die Volkslied-Sammlerin und Mundart-Närrin mit ihrer Laute noch gerne den Ton im Singkreis des Eifelvereins an. TV-Foto: Christa Weber

Kläre Rauch in ihrem Element: Auch mit 100 Jahren gibt die Volkslied-Sammlerin und Mundart-Närrin mit ihrer Laute noch gerne den Ton im Singkreis des Eifelvereins an. TV-Foto: Christa Weber

Trier. (cweb) Gestern vor genau 100 Jahren, am 3. September 1909, hat Kläre Rauch in Kürenz das Licht der Welt erblickt. Nach ihrer Hochzeit 1933 ging sie jedoch zunächst für eine Weile nach Berlin, weil ihr Mann Albert in Dahlem einen Molkereibetrieb übernahm.

"Als ich Trier damals verlassen musste, habe ich fast geweint", erinnert sie sich. Nach Kriegsende floh die junge Mutter jedoch mit Ehemann und ihren vier Kindern zurück an die Mosel. In Olewig baute sich das Paar ein neues Heim, hier lebt die alte Dame noch heute.

Nach dem Tod ihres Mannes trat Kläre Rauch 1976 in den Eifelverein ein, heute ist sie das älteste aktive Mitglied der Ortsgruppe Trier. Mehr als 1500 Wanderungen hat die Naturnärrin seitdem unternommen, zu ihrem 90. Geburtstag erhielt sie sogar die grüne Verdienstnadel des Vereins. "Ich kenne sicher jeden Weg in Hunsrück und Eifel."

Seit etwa 20 Jahren leitet Kläre Rauch auch den Singkreis des Eifelvereins, der einmal im Monat gemeinsam musiziert. Mit der Gitarre stimmt sie dort alte Volks- und Wanderlieder an. "Ich habe schon den Ton angegeben, als ich noch nicht die Leiterin war", sagt sie lächelnd. Ihr musikalisches Talent habe sie von den Eltern: "Gemeinsame Musikabende waren bei uns zu Hause Tradition."

Bereits seit 1926 sammelt Kläre Rauch alle ihr bekannten Volks- und Wanderlieder in einem Buch, das sie liebevoll "meine Bibel" nennt. "Diese Lieder gehören zu mir", sagt sie, "ich bin auch eine fröhliche Natur." Dass manche dieser Stücke "wegen der Nazizeit verschrien" sind, stört sie: "Wir haben diese Lieder schon lange vor Hitler gesungen."

Eine weitere Leidenschaft der Olewigerin ist die Trierer Mundart. Über 40 Gedichte von Addi Merten, Werner Becker, Philipp Laven und ihrem Onkel, dem Trie rer Mundartdichter Louis Frère, hat Rauch vertont und ihre Melodien regelmäßig bei Mundart-Stammtischen vorgetragen. "Da sind ganz wunderbare Gedichte dabei", schwärmt sie. Und "als Trierer Kind" müsse sie dieses Liedgut weitertragen.

Ihre 100 Jahre sind für Kläre Rauch "keine besondere Leistung". Eine große Feier gibt es trotzdem.

Morgen reist die Familie aus ganz Deutschland zum Geburtstagsessen an. Die Jubilarin freut sich schon auf ihre je acht Enkel und Urenkel: "Das wird ein Riesentrubel, aber ein sehr schöner."

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