Frohsinn, Gesang, Traditionspflege

TRIER-SÜD. Zwei Klassiker prägen das Vereinsleben in der Südstadt: die Karnevals- und Theatergesellschaft Trier-Süd und der gemischte Chor St. Medard. Beide blicken stolz auf ihre lange Vereinsgeschichte zurück.

Organisierten Frohsinn gibt es in Trier-Süd seit über 80 Jahren. Bereits vor der Gründung 1923 existierte eine kleine Jugendschauspieltruppe, auch fanden private Kappensitzungen statt. Gerade aus der Taufe gehoben, starteten ein fünfköpfiges Sitzungspräsidium, Sänger und Büttenredner in die erste närrische Session. Rasch entwickelte sich die KG Trier-Süd zu einem Narrenclub, der sich vor der Konkurrenz aus anderen Stadtteilen nicht verstecken musste. Auch wurden Theaterstücke aufgeführt. Der Zweite Weltkrieg beendete jedwede Vereinsaktivität, ehe 1948 unter anderem Klaus Marx und Hans Schawel die Trier-Süder Narren reaktivierten. In den 50er Jahren organisierten sie Rosenmontagszüge, stellten Prinzenpaare, und die Zahl und Qualität von humoristischen Beiträgen und Showeinlagen steigerten sich zunehmend. Als Narrhalla diente ein Zelt auf dem Abteiplatz oder am Leoplatz, bevor der Traum vom eigenen Vereinsheim in Erfüllung ging. Die KG Trier-Süd kaufte die hölzerne Notkirche von St. Simeon und erhielt von der Stadt den Standort am Bach zugewiesen. Im Januar 1972 wurde die Festhalle eingeweiht, einige Tage später fand dort die erste Kappensitzung statt. Heute zählt der Verein etwa 300 Mitglieder. Die Theatergruppe bringt jedes Jahr ein Boulevardstück auf die Bühne und studiert für Kinder ein Märchen ein. Eine Sondervorstellung gibt es regelmäßig für den Förderverein krebskranker Kinder. Rund 100 aktive Karnevalisten gestalten das Programm der Kappensitzungen. Dazu gehören die Bachmelodiker, die Vier Zylinder, die Wapedis, die Showgruppe Günni und seine Freunde, Gardetanzgruppen und natürlich die Humoristen. Nicht alleine dem Gesang verschrieben hat sich der gemischte Chor St. Medard, ein weiterer Eckpfeiler des kulturellen Vereinslebens in Trier-Süd. Die 151 Mitglieder (davon 38 Chormitglieder) fühlen sich als echte "Moarderdser" verpflichtet, die Medardkapelle und das Brauchtum der jährlichen Medardus-Prozession zur Matthias-Basilika zu pflegen. Diese Aufgabe übernimmt der Chor bereits seit 1888, als er noch ein reiner Männerverein war, gegründet von Fischern und Schiffern. Erst 1976 öffnete er sich auch für Frauen, weil personelle Verstärkung dringend nötig war. Ebenfalls hat sich das Repertoire verändert. Manfred Stöckl, der seit drei Jahren den Taktstock schwingt, studiert moderne Chorliteratur und Kirchenmusik ein. Bei Wettbewerben schnitt der MGV St. Medard erfolgreich ab, 1988 verlieh Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Zelter-Plakette für 100jährige Vereinstätigkeit; am 26. Oktober kommt mit dem Wappenschild des Landes Rheinland-Pfalz für mehr als 110 Jahre des Bestehens die nächste Auszeichnung dazu. Sorgen bereitet dem Vorstand - Vorsitzender ist seit Januar Matthias Schmitt - der Erhalt der Kapelle. Zwei Mal wurde sie bereits renoviert, 1986 von Grund auf saniert. Nun steht wieder eine Renovierung des Außenbaus an, für den die Stadt zuständig ist. Seit zwei Jahren warten die Medarder Sänger auf den Beginn der Maßnahme. Beide Vereine schreiben die Gemeinschaft groß, die gemeinsamen Ziele - Frohsinn, Gesang, Brauchtumspflege - einen die Mitglieder. Und beide Vereine suchen Nachwuchs. Der Chor und die Große Garde der KG Trier-Süd könnten Verstärkung gut gebrauchen. Morgen in unserer Stadtteil-Serie: Trier-Süd in den Augen und aus der Feder einer Bewohnerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort