Fromme Wünsche und die Warnglocke

Ein einziges Mal während einer zweistündigen Diskussion beim TV-Forum am Mittwochabend war Uni-Präsident Peter Schwenkmezger der Applaus des Auditoriums sicher. "In bin weiterhin gegen die Einführung von Studiengebühren."

Trier. Vor dem Auditorium Maximum der Universität Trier steht ein Weihnachtsbaum. Keine Kugeln schmücken ihn, stattdessen hängen bunte Zettel an seinen Ästen. Die Trierer Studenten haben zusammengefasst, welche Veränderungen sie sich für ihre Uni wünschen. Und auch wenn diese Wünsche nicht immer ernst gemeint sind, ein Beispiel sind die "schönen Professorinnen", ist doch ein gemeinsamer Nenner klar zu erkennen: Die Uni braucht mehr Platz, mehr Geld, mehr Chancen, bessere Studienbedingungen zu schaffen.Studiengebühren: Die Suche nach neuen Geldquellen für die Uni Trier ist mit der Debatte um Studiengebühren verbunden. Sieben Bundesländer, auch das Saarland, verlangen diese Gebühren und werden dafür mit einem deutlichen Rückgang der Erstimmatrikulationen bestraft. FH-Präsident Jörg Wallmeier fürchtet um die Konkurrenzfähigkeit seiner Bildungsstätte und hat sich bereits für die Studiengebühren ausgesprochen - falls das Land den Hochschul-Etat nicht aufstockt (der TV berichtete). "Ich bin nicht der Ansicht des Kollegen", verrät Uni-Präsident Peter Schwenkmezger dem mit nur 100 Studenten und Dozenten gefüllten Audimax. Die Zuhörer trommeln auf die Pulte.Andere Geldquellen: Es stellt sich die Frage, woher die dringend benötigten Mittel für die Hochschulen kommen sollen. Hier erhält die dem TV-Forum beiwohnende Studentenschaft schlagkräftige Verstärkung. Ignaz Bender, drei Jahrzehnte lang zuerst Verwaltungsdirektor und dann Kanzler der Uni Trier, erhebt die Stimme. "Wir müssen das Land Rheinland-Pfalz auffordern, der Uni pro Student und Jahr 1000 Euro zur Verfügung zu stellen." Auch dieser fromme Wunsch hätte gut an den Weihnachtsbaum mit den bunten Zetteln gepasst."Wir resignieren nicht, Herr Bender", antwortete der Präsident dem heute für die CDU im Stadtrat sitzenden Bildungs-Veteranen. "Es gab zahllose Gespräche mit dem Ministerium." Aus dem Auditorium tauchen Anregungen auf: "Es gibt doch massenhaft Möglichkeiten, an Geld zu kommen", ruft ein zweites Semester und meint damit die Erhebung neuer Steuern. "Ein Beispiel wäre ein Bildungs-Solidaritätszuschlag." Der Präsident packt die Warnglocke aus. "Die immer höher werdende Staatsverschuldung wird auf Ihrem Rücken und dem Ihrer Kinder ausgetragen."Bachelor und Master: Die neuen Abschlüsse und ihre Folgen sind neben dem chronischen Geldmangel das zweite zentrale Thema des Abends. Der Hintergrund: Der Bachelor ist der niedrigste akademische Grad und der erste berufsqualifizierende Abschluss eines mehrstufigen Studienmodells. Die Regelstudienzeit beträgt sechs bis acht Semester. Danach folgt der Master zur wissenschaftlichen Vertiefung des Studienfachs oder zur Erschließung neuer Wissensgebiete. So sieht zumindest die 1999 in Bologna von den Bildungsministern 29 europäischer Länder beschlossene Theorie aus.Es hakt in der Umsetzung, das geht klar aus der Diskussion hervor. "Ich halte dieses Modell nicht für eine Bereicherung des Hochschulwesens", erklärt Präsident Schwenkmezger. "Aber wir müssen und sollten die Chance nutzen. Die Nachteile der Abschlüsse Diplom und Magister sind ebenso groß."

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