Frühjahrsputz am Lischerberg

IGEL. Zwei 400 PS starke Raupentraktoren durchkämmen derzeit die Weinbergsdrieschen rund um das Grutenhäuschen am Lischerberg bei Igel. Die Maßnahme ist Teil der freiwilligen Flurbereinigung und dient neben der Verschönerung des Landschaftsbildes auch dem Schutz von Weinbergen, die weiter bewirtschaftet werden.

Als Ende der neunziger Jahre die Preise für Fasswein immer weiter in den Keller gingen, lohnte es sich für viele Haupt- und Nebenerwerbswinzer nicht mehr, ihre Weinberge zu bewirtschaften. Die Folgen sind unübersehbar: Weinbergsbrachen, auf denen der Wildwuchs um sich greift. Auch am Lischerberg bei Igel, bekannt durch das als Standesamt genutzte Grutenhäuschen, nahm sich die Natur zurück, was der Mensch einst für Rebflächen kultivierte. Vor gut einem Jahr wurden die rund 120 Eigentümer der Parzellen, meist Igeler Bürger, die im Nebenerwerb Weinbau betrieben hatten, oder deren Erben zu einer Versammlung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) eingeladen. Das Ziel: freiwilliger Landtausch aus Gründen des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Initiator war die Gemeinde. "So konnte es mit den Parzellen nicht mehr weiter gehen, wir mussten aktiv werden", sagt der Igeler Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig. Er ist froh, dass sich rund 80 Eigentümer an der freiwilligen Flurbereinigung beteiligten und ihr Land tauschten oder für 75 Cent je Quadratmeter verkauften. Es habe sich auch ein Investor aus dem Ruhrgebiet gemeldet, der einen Weinberg anlegen möchte. Interesse an der Zusammenlegung hatte auch die Gemeinde, die unter anderem eine mehrere Hektar große Fläche Richtung Schauinsland ("Auf der Hütt") aufforsten möchte. Das Waldstück kann Igel in sein Öko-Konto einbringen und damit Ausgleichsflächen schaffen für Eingriffe in die Natur, etwa bei neuen Bau- oder Gewerbegebieten. Auch ein Steinbruch, die Deutsche Bahn und die Straßenverwaltung zeigten Interesse an Ausgleichsflächen. Dient die Flurbereinigung optisch zunächst einmal dazu, eine "aufgeräumte" Landschaft zu präsentieren - was insbesondere für den Tourismus wichtig ist -, so soll sie auch die bestehenden Weinberge schützen. Immerhin gibt es in Igel noch zwei Vollerwerbswinzer. Von nicht mehr bewirtschafteten Weinbergen (so genannte Drieschen) geht eine hohe "Infektionsgefahr" aus. Mit der Rodung soll eine Ausbreitung der Schwarzfäule und anderer schädlicher Organismen verhindert werden. Alle Rebstöcke, Büsche, Bäume und Wurzelstöcke müssen entfernt werden. In Igel erledigen das zwei 400 PS starke Raupentraktoren einer Firma aus Arenrath (Kreis Bernkastel-Wittlich). Das Material wird zunächst in ein Gehäuse gedrückt, wo es von rotierenden Messern zerkleinert wird. Eine positive Bilanz des Igeler Flächenmanagements zieht der Leiter der DLR-Außenstelle Trier, Reinhard Lichtenthal. Auf einfache, unbürokratische und bürgernahe Weise seien rund 16 Hektar Fläche einer anderen Nutzung zugeführt worden. Rekultivierung und Neuanpflanzung seien ohne öffentliche Zuschüsse erfolgt. Nicht nur das landschaftliche Erscheinungsbild sei verbessert worden, sagt Lichtenthal, auch die Natur und die am Öko-Pool Beteiligten zählten zu den Gewinnern.

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