Trier Es gibt wenige Ereignisse im Leben einer Frau, die frustrierender sind als dieses: Es ist verkaufsoffener Sonntag. Die Sonne scheint. Cafés und Restaurants haben ihre Terrassen geöffnet, und im Kleiderschrank ist wie immer nichts anzuziehen. Wer ausgerechnet an so einem Tag arbeiten muss, leidet still vor sich hin.
Auf dem Hauptmarkt ist bereits gegen 13 Uhr, dem offiziellen Beginn des verkaufsoffenen Sonntags, einiges los. Der Duft von gebratenen Würstchen, gebrannten Mandeln und knusprigem Popcorn liegt in der Luft. Osterpunsch mit und ohne Alkohol, mal heiß oder kalt, schenkt Evi von Nell vom gleichnamigen Olewiger Weingut in einem der Pagodenzelte aus. "Beide Varianten laufen gut", berichtet sie. "Obwohl wir vergangenes Jahr, als es so kalt war, natürlich mehr heißen Punsch verkauft haben."
Um 14.15 Uhr füllt sich die Simeonstraße. Pärchen nutzen den Tag, um durch die Stadt zu schlendern. Familien, um dem rasant wachsenden Nachwuchs neue Kleider zu kaufen. Singles, um sich über die neuesten Modetrends zu informieren. Auch in Sachen Brillen. "Wir haben gut zu tun", sagt Walter Winkler von Optik Bretz. "Wir haben schon viele Sonnenbrillen verkauft, dabei ist es noch früh am Tag."
Des einen Freud, des anderen Leid: Der Römerexpress vor der Porta wartet auf Fahrgäste. Nach gut einer Stunde sitzen gerade einmal 15 Leute im Bähnchen. Etwas frustriert zockelt der Fahrer dennoch los. Gegen 15 Uhr quillt die City vor Besuchern fast über. Die Eltern der Kita Spatzennest freuen sich darüber. Sie nutzen den Sonntag und verkaufen Kaffee, Kuchen und Waffeln. "Für den Bauwagen, den sich die Kita kaufen will, und verschiedene andere Projekte", erzählt Mathias Juchem aus Trier, der gerade seinen Standdienst begonnen hat.
Gegen 16.30 Uhr sind alle Parkhäuser in Trier sehr gut belegt. Nur noch wenige freie Plätze zeigt das Parkleitsystem auf seinen Tafeln an. Eine Tatsache, über die Benno Skupsch, Centermanager der Trier Galerie, entzückt ist. "Sonst läuft die erste Stunde eher schleppend. Dieses Mal war das Parkhaus schon gegen 13.15 Uhr voll. Das ist immer ein gutes Zeichen. Alles, was frühlingshaft ist, geht sehr gut. Bei den Männern Shorts, bei den Frauen sogenannte Chinohosen aus Baumwolle, in marineblau oder pastellfarben. Auch Osterprodukte sind gefragt. Natürlich hat auch das Wetter sein Übriges dazu getan."
Zufrieden zeigt sich auch sein Kollege Gerd Guillaume, Vorsitzender der City-Initiative, der selbst im Laden steht: "Das Wetter hat für gute Frequenz gesorgt. Vor allem Cafés und Gastronomie waren sehr gut besucht. Hochsommerware ist gefragt. Ansonsten haben die Kunden die Zeit genutzt, um sich über aktuelle Trends zu informieren."
Kleiner Trost für alle Frauen, die gestern arbeiten mussten: Das Wetter soll in den nächsten Tagen weiterhin schön bleiben …