Fußball-Halle in dichtem Nebel

Mit einem für gewerblich genutzte Räume noch recht unbekannten Verfahren haben Energieberater die Trierer Soccer-Halle auf ihre Luft-Dichtheit getestet. Zum Einsatz kamen fünf Gebläse-Anlagen und eine Nebel-Maschine, die schon in Hollywood-Filmen verwendet wurde.

Trier. (cweb) Meterhohe Ventilatoren versperren die Türen zur Soccer-Halle in der Diedenhofenerstraße. Mit monotonem Brummen saugen sie die Luft aus der Halle. Die Netze der Fußball-Tore schwanken heftig im Wind. Das ist Phase eins des sogenannten Blower Door Tests (zu deutsch: Gebläse-Tür-Messung) - ein Verfahren, mit dem Energie-Experten undichte Stellen in der Gebäudehülle aufspüren wollen. Dazu erzeugen die Gebläse im Raum einen Unter- oder Überdruck, um Luftströme und somit potenzielle Energieverluste sichtbar zu machen. "Wir simulieren praktisch reale Windverhältnisse", erläutert Bernhard Becker, der verantwortliche Ingenieur. Bisher werde der Blower Door Test hauptsächlich in Wohnhäusern eingesetzt. "Den Firmen ist er noch fast unbekannt", sagt Becker. Trotzdem hat Manfred Helbach, der Verpächter der 2000 Quadratmeter großen Fußball-Halle und des benachbarten Kinder-Spielparks "Kids In", nicht lange gezögert: "Die Heizkosten sind hier im Winter trotz Dämmung enorm hoch. Da muss jetzt was geschehen."

In der Halle beginnt nun Test-Phase zwei: eine Nebelmaschine wird in Stellung gebracht. Das besonders leistungsstarke Gerät hat schon im Piraten-Schocker "Fluch der Karibik" für die Nebeleffekte gesorgt, Becker hat es extra aus München einfliegen lassen. "Der Rauch zeigt uns die Stellen, an denen die Luft durch Löcher in der Hülle in das Gebäude ein- und ausströmt", erklärt Becker und drückt den Schalter. Es dauert nur wenige Minuten, und die Halle ist komplett eingenebelt. Nebenan im "Kids In" zeigt sich die erste Schwachstelle, an der Decke ziehen feine Nebelschwaden entlang. "Die beiden Hallen sind nicht luftdicht getrennt", stellt Becker fest. "Hier entweicht permanent Wärme." Nach Prüfung aller Testdaten werde er ein "Energie-Gesamt-Konzept" für die Halle erstellen.

Die Kosten für Test und Beratung schätzt der Energie-Fachmann auf rund 8000 Euro, davon fördert das Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) rund 60 Prozent. Auch die Trierer Stadtwerke beteiligen sich. "Als Energieversorger sehen wir uns als Vermittler zwischen Kunden und Beratern", erläutert Hermann Weber, SWT-Abteilungsleiter für Energiedienstleistung. Er hofft auf eine "Initialzündung" bei den Unternehmen, "abgestimmte Maßnahmen" zur energetischen Sanierung zu ergreifen. Dazu rät auch Becker: "Bei steigenden Energiepreisen birgt das Thema Dichtigkeit ein erhebliches Einspar-Potenzial."

Extra Der Blower Door Test ist ein Differenzdruck-Messverfahren, mit dem die Luftdichtheit von Gebäuden ermittelt werden kann. Bei der Messung wird durch Gebläse, die beispielsweise in Türöffnungen befestigt werden, künstlich ein Über- oder Unterdruck im zu überprüfenden Raum erzeugt. Bei geschlossenen Türen und Fenstern wird dann mit Hilfe von Infrarot-Kameras oder Rauchmaschinen ermittelt, wo im Raum wie viel Luft in der Stunde durch ungewollte Öffnungen entweicht - was meist den Verlust von Wärme und somit Energie bedeutet. Festgestellt auch die mittlere Luftwechselrate, also wie oft in der Stunde das Luftvolumen des Hauses aufgrund von Lecks in der Hülle komplett ausgetauscht wird. Je höher dieser Wert, desto schlechter ist die Dichtigkeit des Gebäudes. Bei Niedrig- und Passivhäusern, die einen sehr niedrigern Wert aufweisen sollten, ist der Blower Door Test bereits Pflicht. (cweb)

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