Für die Freiheit der Presse

TRIER. (red) Journalisten aus ganz Rheinland-Pfalz trafen sich am Samstag zum Gewerkschaftstag des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV). Besonderer Gast war die russische Journalistin Olga Kitowa.

Pressefreiheit in Russland - ein heikles Thema. Wie lebt es sich als Journalist in diesem Land? Eine Frage, die Olga Kitowa ebenso frei wie viele andere beantwortete. Antworten, die jedoch angesichts der Freiheiten in diesem Land beklemmen mussten. Im Anschluss an seinen Gewerkschaftstag hatte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Kooperation mit der Katholischen Akademie zu einer öffentlichen Veranstaltung im Robert-Schuman-Haus eingeladen. In seiner Begrüßung präsentierte Bezirksvorsitzender Rolf Lorig eine Statistik der Organisation "Reporter ohne Grenzen". Danach wurden in diesem Jahr in Russland zwei Journalisten ermordet, 15 angegriffen und 18 verhaftet sowie zahlreiche Medien zensiert oder geschlossen. Angesichts solcher Zahlen startete DJV-Landesvorsitzender Andreas Lang, der das Gespräch gemeinsam mit der ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf moderierte, mit einer provozierenden Frage. Wie sie denn angesichts solcher Umstände in Russland als Journalistin arbeiten könne, wollte er von Olga Kitowa wissen. Diese Frage habe sich für sie nie gestellt, so die Antwort. Sie habe schon immer diesen Beruf ergreifen und eine gute Journalistin werden wollen. Und zeigt sich gegenüber den mehr als 50 Besuchern der Veranstaltung selbstbewusst: Die in ihrer Heimat erhaltenen Preise sah sie als Beleg dafür, dass sie dies auch geschafft habe. Ihre kritische Recherche über einen Justizskandal im russischen Gebiet Belgorod nahe der ukrainischen Grenze wurde Kitowa zum Verhängnis. Erst habe der Gouverneur versucht, sie mit einer halben Million Dollar zu bestechen. Als sie weiter recherchierte, zeigte sich die Staatsmacht. Verhaftung, Schläge - Verurteilung zu einer Geld- und Freiheitsstrafe. Möglicherweise habe ihr Schlimmeres gedroht, so Kitowa. Die Tatsache aber, dass ARD-Journalisten europaweit eine Dokumentation über ihr Schicksal ausstrahlten, habe ihr vermutlich das Leben gerettet. Seit einem Dreivierteljahr weilt sie zu einem Studienaufenthalt in Deutschland. Erst vor wenigen Wochen kam ihr Fall in Russland erneut vor Gericht und Kitowa wurde in allen Punkten freigesprochen. Dennoch steht ihre berufliche Zukunft in den Sternen. Wenn sie nach Russland zurückkehrt, gibt es ihren Arbeitsplatz nicht mehr. Wegen der kritischen Berichterstattung wurde das Blatt zum 1. April eingestellt. Im Vorfeld des Gewerschaftstages hatte der DJV-Landesvorstand den Trierischen Volksfreund besucht.

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