Für eine Handvoll Euro: Prozess um Überfall in Trier-West

Trier · Weil er fünf junge Männer mit einem Klappmesser bedroht und erpresst haben soll, steht ein 21-jähriger Trierer vor Gericht. Auch ein 17-Jähriger aus Konz ist angeklagt. Bei dem Überfall sollen die beiden mutmaßlichen Räuber zehn Euro erbeutet haben.

Trier. Vor dem Parkplatz eines Trierer Bordells hält ein Wagen. Mehrere junge Männer steigen aus, einer von ihnen geht auf eine Gruppe von fünf jungen Männern zu, die gerade aus dem Bordell kommen. "Was ist euer Problem?", fragt er, "wollt ihr Stress?" Dann zückt er ein Klappmesser und bedroht die Gruppe, wirft mit erfundenen Anschuldigungen um sich und versucht so, Geld zu erpressen. Weil die Überfallenen die geforderte Summe von 100 Euro nicht zusammenkratzen können, führt der Räuber sie an der Mosel entlang bis zur Römerbrücke. Das Ziel ist die Sparkasse, wo die Überfallenen Geld abheben sollen. Doch so weit kommt es gar nicht: Einer der jungen Männer flieht unterwegs, und am Ende gibt der Räuber sich mit der mageren Beute von zehn Euro zufrieden, spricht den jungen Männern Mut zu, teilt eine Zigarette mit ihnen und lässt die Gruppe ziehen.

Laut weitgehend übereinstimmender Darstellung von Staatsanwaltschaft, Angeklagten und Zeugen hat sich der Vorfall in Trier-West in der Nacht zum 27. Dezember 2015 so abgespielt.
Der Prozess gegen zwei Angeklagte wegen schwerer räuberischer Erpressung wurde am Montag am Landgericht Trier eröffnet.

Der Hauptangeklagte, ein 21-jähriger Trierer, erscheint in roter Trainingsjacke und Handschellen im Saal. Er gibt zu, die jungen Bordellbesucher mit einem Messer bedroht und Geld gefordert zu haben.
An seine genauen Worte und Taten kann sich der junge Mann, der bereits einmal eine Jugendstrafe wegen Drogendelikten absitzen musste, laut eigener Aussage kaum erinnern, sagt er, zu betrunken sei er gewesen. Seit Februar sitzt er in Untersuchungshaft.

Bereits als Zwölfjähriger sei er das erste Mal mit Drogen in Kontakt gekommen. Faulheit, Dummheit und schlechten Umgang gibt er als Gründe für sein Abrutschen in die Kriminalität an. Laut Aussagen von Zeugen soll er beim Überfall behauptet haben, dass die Männer "seine" Prostituierte im Bordell belästigt hätten und deshalb eine Zahlung von 100 Euro an ihn fällig sei. Wenn man seinen Forderungen nicht nachkomme, würde er die Männer zu Hause aufsuchen und töten. Schließlich habe er eine Verbindung zur Rockerbande Hell's Angels - alles leere Behauptungen, wie der Angeklagte im Gericht zugibt. Ein konkretes Motiv kann er nicht angeben, nur bruchstückhaft sei seine Erinnerung an die Tatnacht.

Der Mitangeklagte, ein 17-Jähriger aus Konz, soll dabei gewesen sein und das Geld - am Ende sprang die magere Beute von zehn Euro heraus - an sich genommen haben. Investiert wurde es dann nach dem Überfall in Süßigkeiten und Alkohol.

Die Wahrnehmung der Überfallenen, jungen Männern aus Trier und Umgebung, alle zwischen 19 und 25 Jahren alt, scheint sich stark zu unterscheiden: Zwei der vier Befragten geben im Zeugenstand an, große Angst gehabt zu haben, einer sagt, dass er auch heute noch unter Schlafstörungen leidet.

Zwei andere jedoch tun die ganze Geschichte eher als Kleinigkeit ab: "Es ist Vergangenheit, einfach dumm gelaufen", sagt einer. Der Hauptangeklagte entschuldigt sich per Handschlag bei ihm.
Der fünfte Überfallene erscheint trotz Vorladung in den Zeugenstand nicht, ihn erwartet nun eine Strafe von 150 Euro.
Am 3. August soll das Verfahren gegen die beiden mutmaßlichen Räuber fortgesetzt werden. daf

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