Für neue Biotope des Glaubens

TRIER. (red) Die Sorge um geistliche Berufungen muss sich in Zukunft "wie ein roter Faden” durch die gesamte Seelsorge ziehen. Darauf hat der Trierer Bischof Reinhard Marx bei der Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen des Euchariuswerks hingewiesen.

Das Euchariuswerk war 1928 als Gebets- und Fördergemeinschaft für geistliche Berufe vom damaligen Trierer Bischof Franz Rudolf Bornewasser gegründet worden. Heute gibt es nach Angaben von Georg Bätzing, Regens des Bischöflichen Priesterseminars und Leiter des Euchariuswerks, rund 4000 Frauen und Männer in 179 Pfarreien des Bistums Trier, die im Euchariuswerk ihre Aufgabe darin sehen, für geistliche Berufe und besonders für Priester zu beten. Daneben bemüht sich das Werk auch um die finanzielle Förderung von Priesterkandidaten, die auf keine staatliche Unterstützung oder ein besonderes Engagement ihrer Familien zurückgreifen können. Bischof Marx ermutigte in einem Pontifikalamt anlässlich des Jubiläums in der Trierer Jesuitenkirche die Mitglieder des Werks dazu, ihre Arbeit weiter zu "intensivieren, zu erweitern und zu vertiefen” und besonders um Priesterberufungen zu beten, "weil wir Priester brauchen, damit der Berufung aller gedient wird". Die besondere Berufung des Priesters als "Leiter der Gemeinde, Vorsteher der Eucharistie und Garant der Einheit” sei es auch, die Berufung aller zu einem Leben aus dem Glauben heraus zu unterstützen, sagte der Bischof. Berufung sei kein "Anstellungsverhältnis”, sondern eine persönliche Beziehung zu Gott, sagte der Leiter der Diözesanstelle für Exerzitien, geistliche Begleitung und Berufungspastoral im Bistum Trier, Pfarrer Helmut Gammel, in seinem Festvortrag in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars. Berufung sei immer ein ganz persönliches Geschehen: "Gott ruft, und der Mensch antwortet." Die Sorge um die Berufungen sei eine für die Zukunft des christlichen Glaubens in Europa lebensnotwendige Aufgabe, erinnerte Gammel an ein Wort von Papst Johannes Paul II. und betonte, Christsein werde in Zukunft mit der "Ausbildung einer persönlichen Christusbeziehung stehen oder fallen”. Auf diese Förderung einer persönlichen Christusbeziehung sei die gesamte Pastoral auszurichten. Heute sei mehr denn je das persönliche Glaubenzeugnis gefragt. Gammel zeigte sich überzeugt davon, dass in Zukunft "kleine, überschaubare Gemeinschaften”, in denen der Glaube zur Sprache kommen könne, "eine große Bedeutung für die Kirche” haben werden. Es brauche solche "Biotope des Glaubens”, in denen der einzelne mit seinem Leben und seinem Glauben zur Sprache komme. Ein "grundwichtiger Dienst an der Berufung” sei das Gebet. Regens Bätzing betonte im Rahmen des Festakts, es gebe "mehr Berufungen zum Priestertum als Kandidaten im Priesterseminar”, aber es gebe heute auch mehr Hürden als früher zwischen dem Vernehmen des Rufes Gottes und dem Schritt ins Priesterseminar. Auch gebe es immer weniger Vorbilder: "So erzeugt Priestermangel Priestermangel.” Priester ermutigte Bätzing, "ihre oft unheimliche Scheu” abzulegen, für den Priesterberuf zu werben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort