Für zwei Stunden der Mittelpunkt Europas

TRIER. (will) Wer über den Etat der Stadt diskutieren wollte, war fehl am Platze: Im Großen Rathaussaal hat eine Studentengruppe über EU-Außen- und Sicherheitspolitik diskutiert - als Teil der Europa-Woche der Trierer Europa Union.

"Trier ist die Hauptstadt von Europa." Welcher Trierer wünscht sich nicht heimlich diesen von Helmut Leyendecker vertonten Traum herbei? Während der Europa-Woche wurde diese Vision zumindest für zwei Stunden Wirklichkeit. Im Großen Rathausaal wurde statt über den Etat der Stadt über die künftige Europäische Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, kurz EASP, und das Institutionengefüge der EU gesprochen. Die Leitung hatte Norbert Neuhaus. So mancher Zuhörer dürfte sich während des Vortrags der Studenten und der anschließenden Diskussion nach Brüssel versetzt gefühlt haben. Nach einer kurzen Einführung des Politikwissenschaftlers Hanns Maull begannen die angehenden Politikwissenschaftler und Juristen mit einem Vortrag. Sie präsentierten einen eigenen Vorschlag für das Institutiongefüge der Union. "Es ist ein supranationales Gefüge vorgesehen, das auf einem Zwei-Kammern-System aufbaut", erklärte Kathrin Suada die grundlegenden Absichten. Nach dem ersten Teil des Vortrages sprachen die Zuhörer sowohl Kritik als auch Lob aus. Anschließend kommentierte Professor Meinhard Schröder, wie Maull ebenfalls Politikdozent der Trierer Uni, den Vorentwurf. Der im zweiten Teil des Vortrags vorgestellte Vorentwurf zum Konvent, die Außen- und Sicherheitspolitik, wurde ebenfalls kontrovers diskutiert. So wurden Fragen nach einem europäischen Heer und den Normen der EASP gestellt, die die Studenten beantworteten. Die angehenden Politikwissenschaftler der Trierer Universität hatten den Entwurf im zurückliegenden Wintersemester unter der Leitung von Professor Hanns Maull und Romain Kirt in einem Projekt-Seminar erarbeitet. Kirt ist Berater der Luxemburgischen Regierung und ehemaliges Mitglied des Kabinetts von Jacques Santer, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission. Der in Trier gehaltene Vortrag soll nicht der letzte dieser Art über das Projekt-Seminar gewesen sein. Vielmehr plant die Studentengruppe um Hanns Maull und Romain Kirt, ihren Vorentwurf auf Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Luxemburg zu präsentieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort