Futternotstand und Ertragseinbußen

TRIER. Der Super-Sommer treibt auch den Landwirten im Raum Trier Sorgenfalten auf die Stirn. Hitze und Trockenheit gefährden vor allem die Grundfutterversorgung Vieh haltender Betriebe. Der Niederschlag vom Wochenende hat an der Situation nichts geändert.

 Keine Entwarnung auf den Weiden: Anhaltende Trockenheit zwingt Landwirte dazu, selbst zuzufüttern.Foto: Anke Emmerling

Keine Entwarnung auf den Weiden: Anhaltende Trockenheit zwingt Landwirte dazu, selbst zuzufüttern.Foto: Anke Emmerling

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, rechnet mit Ertragsdefiziten von 40 Prozent der normalen Ernte. Mit Verlusten von über 50 Prozent auf Grünland- und Futteranbauflächen rechnet die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Auch Ertragseinbußen bei Getreide und Kartoffeln verursachen finanzielle Engpässe. Sehr uneinheitlich ist die Situation in der Region Trier. Manfred Giehl von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt (SLVA): "Je nach Höhenlage gibt es sehr unterschiedliche Böden und Niederschlagsverteilungen." In den Hochlagen von Hochwald, Hunsrück und Eifel sorgten häufige Gewitter für geringe Verluste bei Getreide. Zwei bis drei Wochen früher als sonst findet die Getreideernte statt. "Wir haben in diesem Jahr extreme Unterschiede in Ertrag und Qualität. Mit hohen Eiweißgehalten nähert sich die Qualität von Brot- und Futter-Weizen der des Eliteweizens, was dessen Preis drückt", berichtet Giehl. Sollte es jetzt länger regnen, würden die erntereifen Körner keimen und dadurch einen Verlust an Backqualität erleiden. Bei Sommergerste fallen Erträge und Qualität deutlich geringer aus. Erhebliche Ernteausfälle gab es auch bei Wintergerste und Raps. Dramatisch ist die Situation beim Viehfutter. Totalausfall beim zweiten Grasschnitt, verdorrte Weideflächen und kümmernder Mais zwingen Viehbetriebe bereits jetzt dazu, ihren Tieren Wintervorräte oder zugekauftes Kraftfutter zu geben. Der Bauern- und Winzerverband empfiehlt sogar, Stroh zur Zufütterung einzusetzen. "Den Erhaltungsbedarf kann man damit decken", meint Jürgen Meßer vom Knospenhof in Herl, "den Leistungsbedarf bei Milchkühen nicht". Zukauf von Kraftfutter kostet 200 bis 250 Euro pro Jahr und Milchkuh. Das bedeutet einen erheblichen Gewinnverlust.Zusätzliches Futter geht ins Geld

Vorschläge, Prämien schon jetzt auszuzahlen oder preisgünstige Kredite auszugeben, helfen da nicht weiter. "Das Problem wird nur verlagert", meint Gerhard Brenner, Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes. Im Winter, wenn durch die hohe Nachfrage der Preis für Viehfutter steigt, werde die ganze Misere erst sichtbar. "Viele Betriebe haben einfach nicht die Substanz, um Mehrkosten aufzufangen." "Was uns jetzt noch retten kann", sagt Landwirt Clemens Bisenius, "ist die Maisernte, obwohl es auch hier schon vielerorts bleibende Schäden gibt. Vor zwei Wochen hätte es schon anfangen müssen zu regnen. Wenn im August noch 50 bis 60 Millimeter fallen, sind wir glücklich". Auch im Zwischenfruchtanbau besteht noch Hoffnung, vorausgesetzt, es wird feucht genug, um die Böden wieder bearbeiten zu können. Kleine Güsse, wie die am Wochenende, reichen nicht aus, auch nicht für das Grünland. Anders die Situation im Weinbau: "Noch ist das Bild hervorragend, es könnte sogar sein, dass wir einen Jahrhundertwein bekommen", sagt Henning Mader von der SLVA. "Natürlich muss man nach Rebsorten und Anbaugebiet unterscheiden. Probleme bestehen hauptsächlich auf humusarmen Böden." Johannes Steinmetz, Winzer aus Ockfen, beobachtet vor allem bei sehr jungen Stöcken Trockenschäden. "Der Ertragsverlust wird 30 bis 40 Prozent betragen." In den meisten Gebieten besteht aber noch kein Grund zur Sorge.

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