Gaukler, Gaudi, Garküchen

Das Rad der Zeit konnten die Besucher des ersten mittelalterlichen Marktes in der Messehalle um ein paar hundert Jahre zurückdrehen. Händler, Gaukler, Ritter, Tavernen und Garküchen standen zwei Tage lang im Vordergrund.

 Auf einem mittelalterlichen Markt darf natürlich auch Musik im Stil der Zeit nicht fehlen. TV-Foto: Dietmar Scherf

Auf einem mittelalterlichen Markt darf natürlich auch Musik im Stil der Zeit nicht fehlen. TV-Foto: Dietmar Scherf

Trier. (dis) "Es ist gelungen." Derart können Rudi Becker (Mertesdorf) und Wolfgang Dienhart (Hermeskeil) als Organisatoren des ersten mittelalterlichen Marktes in in Trier positiv resümieren. Bereits der Besuch am Samstag, es wurden rund 1500 Gäste gezählt, zeigt das Interesse am mittelalterlichen Treiben. Und das hatte es in sich. Die beiden Organisatoren des Trierer Marktes führen als Vorsitzende den Mertesdorfer Verein "Forum Gaudi", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das mittelalterliche Brauchtum zu pflegen. Was sie aber jetzt in Trier auf die Beine stellten, ist beachtlich und verdient großes Lob. Über 60 Mitwirkende und Gruppen aus ganz Deutschland haben sie an die Mosel locken können. Die Messehalle, sonst öd und kahl, ist nicht mehr wieder zu erkennen. Eine ganz besondere Atmosphäre ist geschaffen, die zum Verweilen einlädt. Mit dem "Gedudel" von Sackpfeifen, Trommeln, Schalmeien und spaßigem Geplapper, immer wieder vom "Händgeklapper" wohlwollend unterbrochen, beginnt das mittelalterliche Treiben. Der Wegezoll von sechs Silberlingen berechtigt zum Betreten des Marktes. "Gewandete" zahlen indessen nur vier Silberlinge. "Gewandete" gibt es indessen viele. Auf Schritt und Tritt begegnet man zwischen den einzelnen Ständen so mancher seltsamen Gestalt. Sie tragen lange Hemden, Rüstungen, lange Mäntel oder orientalische Gewänder. Ihre Füße stecken in bunten, wärmenden Stiefeln oder in spitzen Schuhen mit Glöckchen dran. Viel Betrieb bei Seifensiederin und Co.

Die Obrigkeit, neben Graf Georg von Veldenz (Gilbert Haufs-Brusberg, Trier) und seiner Angetrauten Agnes von Leiningen (Christa Haufs-Brusberg), ist auch der Trierer Schultheis (Bürgermeister) Georg Bernarding ("Ich grüße die Kindlein aller Schwertlängen und das Volk von Trier") gekommen. Sie passen sich schnell der an diesen Tagen vorherrschenden aber teilweise seltsam klingenden Sprachweise an. Graf, Schultheis und Organisator Becker als "Rudolf von Werdenberg" und sein Partner "Wolfgang vom Hochwald" eröffnen nach dem Verlesen der Marktordnung das bunte Treiben. An den ansprechend gestalteten Ständen herrscht schon um die Mittagszeit viel Betrieb. Trommelmacher, der Pfeil- und Bogenmacher, aber auch die Seifensiederin oder die Näherin Claudia bieten ihre Leistungen feil. Feinste orientalische Gewürze duften und für die Kinder zeigt Willi der Zauberer sein Können. Vorbei am Spielzeugschreiner, dem Schmuckwerker oder der Krämerey schlendern die Besucher weiter zu den Tavernen und Garküchen. Denn die Metschenke, die Lammbraterei, die Pilgerküche oder auch die Hanfbeckerey halten Speis und Trank bereit. Indessen unterhalten Andreas der Barde, die Gaukler- und Musikantengruppen "Wanderwind" und "Duivelspack" mit teilweise absonderlichen Melodien.Die beiden Organisatoren haben mit ihrer Veranstaltung im wahrsten Sinne eine Marktlücke entdeckt und geschlossen. Bleibt der Wunsch nach einer Fortsetzung offen, damit auch künftig festgestellt werden kann: "So könnte es im Mittelalter tatsächlich gewesen sein."

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