Gebaut für die Ewigkeit

Klopf, klopf, klong: Mit Hammerschlägen nahmen Ingenieure Deutschlands älteste Brücke in Augenschein. Erstes Fazit: Trotz einzelner bröckelnder Steine ist der Römerbau in einem guten Zustand.

Trier. (mc) Still und verträumt hockt ein Angler an der Mosel, er schaut nicht auf, als sich ihm der TV-Reporter nähert. Eine Armada an Schwänen fährt Parade auf dem Wasser. Kinder kommen vorbei, sie spielen. Eigentlich ist das Ufer der Mosel unterhalb der Römerbrücke kein malerischer Ort. Unrat liegt herum, es riecht unangenehm. Aber es ist an dieser Stelle, wo die mächtigen Pfeiler der Römerbrücke, zusammengesetzt aus dunklen Basaltquadern, beeindrucken. Selbst 1900 Jahre nach ihrer Errichtung. Zumindest solange, bis über einem ein Klopfgeräusch ertönt. Und den Angler vertreibt. "Zu laut hier", sagt er.Jürgen Bohlander, Ingenieur des saarländischen Büros WPM, hält einen Hammer in der Hand und steht auf einer Arbeitsbühne, die wiederum an einem Spezialkran, einem Brückenuntersichtsgerät, hängt. Kollege Damian Longen hat die parallel zur Brücke abgesenkte Bühne geschwenkt, jetzt ragt sie wie ein Schiff in der Fahrrinne zwischen den Pfeilern - allerdings in zehn Metern Höhe über dem Wasserspiegel. Bohlander schaut hoch zum Gewölbe. Und schlägt zu. Klopf, klopf, der Ingenieur prüft jeden Stein im Rundbogen auf seine Standfestigkeit. Das klingt wie ein rhythmischer Trommelschlag, allerdings regelmäßig unterbrochen von Gestein, dass sich beim Aufschlag als porös erweist, zerbröselt und auf die Bühne und ins Wasser fällt. "Es sieht spektakulärer aus, als es tatsächlich ist", wiegelt Longen nachher ab. Denn damit entferne man ja auch wackliges Gestein, das ansonsten eine Gefahr für Schiffe sowie für Fußgänger und Radfahrer am Ufer darstellen könnte. Bohlander und Longen überprüfen die Römerbrücke im Auftrag des städtischen Tiefbauamtes - Routineprozedur, gesetzlich müssen Brückenwerke alle sechs Jahre überprüft werden. Die Ingenieure erstellen einen Bericht, der die Grundlage für mögliche Sanierungsmaßnahmen darstellt. Noch sind sie nicht fertig, so steht Bohlander am kommenden Donnerstag noch ein Abstieg in einen der Pfeiler bevor. In zwei Monaten könne man mit dem Bericht rechnen, sagt Georg Gulla vom städtischen Tiefbauamt. So viel aber können sowohl die Ingenieure aus dem Nachbarland als auch der Behördenvertreter versichern: Größere Schäden scheint es derzeit nicht zu geben - anders als 2001, als das Geländer und Risse im Fahrbahnbelag repariert werden mussten. "Für das Alter ist die Brücke in einem sehr guten Zustand", sagt Longen. "Guter Zustand", korrigiert Bohlander. Langfristig müsste etwa der Spritzbeton am Gewölbedach erneuert, Risse geschlossen, vielleicht sogar der eine oder andere Quader der römischen Pfeiler ausgetauscht werden. Langfristig. Aber angesichts 2000 Jahre alter Standfestigkeit ist auch ein "gut" eine Auszeichnung.

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