Gebremster Spurt ins Ziel

TRIER. Kaum zufriedene Aussteller und viele enttäuschte Besucher: Bei einem Rundgang über die Mosellandausstellung (MA) 2005 am Samstag gab es keinen Grund, in Jubel auszubrechen. Im Fazit der Messeleitung war der Samstag sogar der schwächste Tag der MA – ganz im Gegensatz zum gestrigen Sonntag, bei dem fast 10 000 Besucher in die Moselauen kamen.

Das MA-Gelände in den Moselauen am Samstag, kurz nach 14 Uhr: Leere Parkplätze, da und dort einige kleine Besuchergruppen, die dem Eingang entgegenstreben. Ein kurzer Blick im Vorbeifahren auf das Messegelände - viel asphaltierte Fläche zwischen den Messehallen, aber wenig Menschen. Zu wenig, wenn man bedenkt, dass es Samstagnachmittag ist und gutes Wetter herrscht.Bilder aus den 80er- und 90er-Jahren gehen durch den Kopf: Die Mosellandausstellung damals - ein mehrtägiges Großereignis, das nicht nur Trier, sondern die gesamte Region in Atem hielt mit Events, Prominenten, Shows und täglichen Besuchermassen.

Showdarbietung vor leeren Rängen

Still ist es an diesem Samstag, die Aussteller - ob auf dem Freigelände oder in den Hallen - schauen meist gelangweilt aus ihren aufwändig gestalteten Ständen. Einige Besuchergruppen haben die Terrasse des Gastronomiezeltes in Beschlag genommen. Das wirkt lebhaft, doch der Blick ins Zeltinnere ernüchtert, denn es ist leer. "Schnick! Schnack! Schnuck! - und die Runde geht an sie" - auf der Bühne veranstaltet "Antenne West" ein Unterhaltungs-Gewinnspiel mit und für Besucher. 14 Gäste sind es, die den Darbietungen folgen.

Es geht auf 16 Uhr zu, vielleicht kommen ja mehr Besucher heute - doch dann setzt sich die Erkenntnis durch, dass die, die bisher nicht den Weg in die Moselauen gefunden haben, ihn auch nicht mehr finden werden.

Die meisten vom TV befragten Aussteller reden Klartext (siehe rechts, wobei sich die selbstständigen Mittelständler freimütiger äußern als die Vertreter von Großunternehmen, die schnell in ihre vorformulierten Textschablonen geraten. Viele erklären gleich, dass sie ohne große Illusionen hergekommen sind. Tenor: "Heute kann man nicht mehr viel verlangen. Man muss trotzdem auf solchen Messen präsent bleiben und mit dem zufrieden sein, was abfällt." Diese Meinung ist besonders bei den Anbietern von teuren Investitionsgütern wie Fahrzeugen, Maschinen, Fertigbau und Bauelementen verbreitet. Wichtiger als die große Besuchermasse sind ihnen die Erstkontakte mit wenigen aber potenziellen Kunden, die hier geknüpft werden. Aussteller dieser Branchen wirken eher zufrieden mit dem Erreichten. "Trotzdem hätte es besser sein können, aber wie kommen auch 2006 wieder. Und vielleicht ist ja am morgigen Sonntag noch etwas drin", fügen viele hinzu. Nicht mehr viel drin ist gegen 17 Uhr in den Apfelkisten der Longuicher Gärtnermeisterin Margareth Feiten. Auch ohne Besuchermassen - ihre Erzeugnisse sind hier begehrt, und sie ist zufrieden, während der holländische Blumenzwiebelhändler vis-a-vis nicht noch einmal herkommen würde. Viel zu tun hat die Hubschrauberfirma, die Rundflüge anbietet: Ihr kleiner Heli muss die Rotorblätter kräftig wirbeln lassen, um die Schlange an wartenden Fluggästen abzuarbeiten.

Ein junger Familienvater - "wir sind das erste Mal seit vier Jahren hier und enttäuscht" - trauert der MA seiner Jugendzeit nach, als "hier noch richtig was los war". Und eine Besucherin - "ich bin eigentlich nur wegen der Terrakotta-Ausstellung gekommen" - ärgert sich, dass sie eine Stunde vor Schließung noch sieben Euro Eintritt zahlen muss. Ist die MA im Niedergang? Die Profi-Aussteller, die von Messe zu Messe reisen, sehen ein allgemeines Problem. Etwa der Leverkusener Michael Klima: "Ich muss leider feststellen, dass der Ausstellungsbesuch in Deutschland generell stark zurückgegangen ist." Besucher mit Vergleichsmöglichkeiten stimmen dem zu. "In Saarbrücken ist der Rückgang noch stärker", sagt Ehepaar Werner und Stefanie Langenfeld aus Weiskirchen im Saarland.

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