Gebt Almosen!

Immer wieder begegnen wir Bettlerinnen und Bettlern. Sie sitzen am Straßenrand, vor der Kirche oder stehen an der Haustür. Es sind Männer, Frauen, manchmal auch Kinder. Sie strecken ihre Hände aus, bitten um ein Almosen, eine Gabe, die ihnen in ihrer Not weiter-hilft.

Das Wort Almosen ist griechischen Ursprungs und bedeutet: Wohltat, Barmherzigkeit. Die Bibel spricht von Almosen und mahnt, den Armen und Notleidenden zu helfen. Genannt werden besonders die Fremden, die Witwen und Waisen. Jesus empfiehlt ausdrücklich im Lukasevangelium: "Gebt Almosen". In der Bergpredigt fordert er auf: "Wenn du Almosen gibst, lass es nicht vor dir herposaunen. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll im Verborgenen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten." Nicht alle, die Notleidenden begegnen, sind bereit, so zu handeln. Manche ärgert schon der Anblick von Bettlern, die "doch an ihrem Elend selbst Schuld seien". Aber wer kann das beurteilen? Menschen geraten aus verschiedenen Gründen aus der Bahn und landen auf der Schattenseite des Lebens. Andererseits aber gibt es Menschen, die sich von der Not angesprochen fühlen und einfach helfen, ohne nach Hintergründen zu fragen. Sie geben ein Almosen und sind überzeugt, dass sie selbst dadurch nicht ärmer werden. Für Menschen in Not ist das ein Hoffnungszeichen. Wem es gut geht, der kann dafür dankbar sein. Er sollte aber auch offen bleiben für Notleidende und ihnen Beachtung und Wohlwollen schenken. Josef Schönborn Regionaldekan i. R.

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