Gebt den Massen Brot und Spiele!

TRIER. Wenn Gladiatoren die Schwerter schwingen, Legionäre die Schildkröte bilden und das Volk "Ave" brüllt – dann hat "Brot und Spiele" die Antike wieder zum Leben erweckt. Die vierte Auflage des Römerspektakels zog mehr Besucher als 2004 an; die für Konzept und Durchführung verantwortliche Medienfabrik Trier schätzt die Gästezahl vor der endgültigen Abrechnung auf 18 500.

Auf Darius wartet die Unterwelt. Der Hüne ist der beste Kämpfer der Gladiatorenschule Ars Dimicandi, mehr als 300 Waffengänge in den Arenen des römischen Imperiums hat er überlebt. Doch im Amphitheater von Augusta Treverorum geht seine Karriere zu Ende. Er kniet im Sand der Arena und erwartet nach seiner Niederlage das Urteil der Massen.Schließlich donnert ein Wort durch die Arena. Titus, der Veranstalter der Spiele, ruft "Mortem". Damit ist der Gladiator des Todes, er fällt durch das Schwert und wird von Sharon, dem Fährmann, in den Orkus geleitet.

Historisch korrekt, nie Gewalt verherrlichend

Die Gladiatoren-Spiele, im antiken Rom blutige und tragische Realität, werden im Trier des Jahres 2005 zu einem tatsächlichen Spiel, das am Wochenende einmal mehr zu einem großen Erfolg geworden ist. Historisch korrekt, aber nie Gewalt verherrlichend, bieten die experimentellen Archäologen des Instituto Ars Dimicandi aus Mailand eine überaus unterhaltsame und atmosphärisch dichte Variante der Gladiatorenkämpfe im Amphitheater.

Ringer und Faustkämpfer treten gegeneinander an. Schwer gepanzerte Schwert- und Lanzenträger attackieren nur mit Netz und Dreizack bewaffnete Gegner, die sich auf Taktik und Schnelligkeit verlassen. Und es geht zur Sache: Schilde schmettern gegen Helme, Fäuste treffen auf nachgiebige Unterkiefer. Obwohl selbstverständlich niemand ernsthaft verletzt wird, sind die Kämpfe realistisch und wesentlich mehr als oberflächlich choreographierte Scheingefechte.

Titus ist der "Duumvir", der vom Volk gewählte oberste Repräsentant von Augusta Treverorum. Ohne ihn wäre "Brot und Spiele" nur halb so unterhaltsam. Klaus-Michael Nix gibt den dekadenten Römer derart überzeugend, dass die Zuschauer der Shows im Amphitheater sich sehr leicht dazu animieren lassen, immer wieder begeistert "Ave" zu brüllen.

Zitate für Asterix-Fans

Zum Markenzeichen der Titus-Rolle gehören die Sticheleien gegen seinen Amtsvorgänger, den "geizigen Julius", die immer mit der Standardformulierung "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass" beginnen. Asterix-Fans, und solche erwartet man natürlich bei "Brot und Spiele", wissen Bescheid: Cato der Ältere, der konservativste aller römischen Politiker, beendete jede seiner Reden mit den Worten "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss."

Es war die vierte Auflage von "Brot und Spiele". Ronald Frank, Geschäftsführer der Medienfabrik Trier, wagte gestern eine Prognose vor dem Abschluss der Abrechnung. "Wir haben die Besucherzahl 2004 übertroffen." Im Vorjahr kamen 16 500 Gäste. "Dieses Mal könnten es am Ende bis zu 18 500 werden." Allein am Samstag besuchten 13 500 Menschen das Amphitheater und die Kaiserthermen, von deren Attraktionen im unten stehenden Text berichtet wird. Frank: "Man sieht das Potenzial unserer Veranstaltung, wenn das Wetter stimmt."

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