Gedenken auf leeren Gräberfeldern

Allerheiligen ist ein stiller Feiertag der katholischen Kirche. In Diskotheken und bei Veranstaltungen darf nicht getanzt werden. Auf den Friedhöfen wird nicht nur aller Heiligen gedacht, sondern auch aller Verstorbenen. Und das immer häufiger an Urnengräbern.

 Mehr Urnengräber auf den Trierer Friedhöfen bedeuten weniger Einnahmen für die Stadt. Die Folge: Bürger müssen mit Gebührenerhöhungen rechnen. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Mehr Urnengräber auf den Trierer Friedhöfen bedeuten weniger Einnahmen für die Stadt. Die Folge: Bürger müssen mit Gebührenerhöhungen rechnen. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Trier. 552 Bestattungen gab es auf Triers 17 städtischen Friedhöfen in den ersten acht Monaten des Jahres. Doch nur bei 199 oder gut 31 Prozent davon wurden die Toten in einem Sarg bestattet, 453 mal (knapp 70 Prozent) wurden Urnen beigesetzt. 2007 gab es noch 310 Erdbestattungen (43,5 Prozent) und 402 Urnenbeisetzungen (56,5 Prozent). Der Anteil der Urnenbeisetzungen auf Triers Friedhöfen hat damit in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich zugenommen: 1988 lag er bei etwa sieben Prozent, 1993 bei rund 14 Prozent, und 1998 waren es schon 28 Prozent. "Der Trend zur Einäscherung ist bundesweit. Die Gründe sind vielschichtig, unter anderem sorgen sich die Leute, wer sich später um das Grab kümmert", beschreibt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf die Lage.

Doch auch die Kosten dürften eine nicht unerhebliche Rolle spielen: Für Grabherrichtung, Totenhalle, städtischen Sargträger, Verwaltungsgebühr und den Erwerb der Grabstätte fallen für ein Wahlgrab (25 Jahre Ruhezeit) gut 2000 Euro an, für ein Reihengrab knapp 1700 Euro und für ein Urnenreihengrab knapp 1200 Euro (beide 20 Jahre Ruhefrist). Auf diese Summen wurden die städtischen Gebühren im Jahr 2001 erhöht - um satte 60 Prozent bei Reihen- und Urnengräbern und um 40 Prozent bei Wahlgräbern.

Mit dem Anstieg der Urnenbegräbnisse sinken die Gebühreneinnahmen der Stadt, die daraus die Pflege der Friedhöfe finanzieren muss. Dabei machen die immer größeren ungenutzten Flächen die Pflege teuer: 921 000 Euro hat die Friedhofspflege, für die die Stadt zuständig ist, im Jahr 2006 gekostet. Das Defizit zwischen den eingenommenen Bestattungsgebühren und den Ausgaben für die Anlagenpflege liegt bei rund 200 000 Euro.

Deshalb war schon für Anfang dieses Jahres eine weitere Erhöhung der Gebühren geplant. Geworden ist daraus bislang nichts. "Erst wenn eine Entscheidung hinsichtlich des Friedhofkonzeptes getroffen wird, wird die Gebührenordnung überarbeitet, frühestens im kommenden Jahr", erklärt Frühauf die Verschiebung.

Das Friedhofskonzept hatte die Verwaltung auf Beschluss des Stadtrats 2004 in Auftrag gegeben. Die Vor- und Nachteile sämtlicher städtischer Gräberfelder (die drei kirchlichen Friedhöfe St. Matthias, St. Paulin und Irsch blieben unberücksichtigt) sollten analysiert werden mit dem Ziel, die städtischen Gräberfelder auf vier oder fünf Friedhöfe zu reduzieren. Doch als die radikalen Schrumpfkur-Pläne durch den TV bekannt wurden, brach ein Sturm der Entrüstung aus: Bestattungen dürften nicht bloß nach dem Kostenfaktor beurteilt werden. Die Erhaltung der Stadtteilfriedhöfe sei außerdem in den Eingemeindungsverträgen vereinbart. Die Friedhöfe seien Orte der Erinnerung und dürften gerade den Älteren nicht genommen werden.

Defizit muss durch Gebühren gedeckt werden



Der Stadtrat, der das Gutachten in Auftrag gegeben hatte, brach ein: Eiligst beteuerten die Fraktionen, dass Friedhofsschließungen mit ihnen nicht zu machen seien.

Bleibt die Stadt bei ihren 17 Friedhöfen, dürfte das allerdings auch nicht ohne schmerzliche Folgen für die Bürger bleiben: Denn die Stadt darf das bei der Gräberpflege entstehende Defizit nicht aus dem allgemeinen städtischen Etat begleichen. Das Kommunalgesetz schreibt vor, dass diese Kosten durch die Bestattungsgebühren gedeckt werden müssen.

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