Gefahr aus dem Internet

Computer, Handys oder MP3-Player: Der Umgang mit den neuen Medien birgt gesundheitliche Gefahren bis zur Sucht in sich. Um ihre Kinder zu schützen, gewinnt die Medienkompetenz der Eltern an Bedeutung.

 Stundenlanges Surfen im Internet: Eltern sollten kompetent sein, wenn ihre Kinder im weltweiten Netz navigieren. TV-Foto: Gabriela Böhm

Stundenlanges Surfen im Internet: Eltern sollten kompetent sein, wenn ihre Kinder im weltweiten Netz navigieren. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. Darüber informiert in einer Kampagne derzeit die Suchtberatungsstelle "Die Tür". Bis in die Nacht vor dem PC sitzen, in Chaträumen mit Leuten quatschen, stundenlang mit dem Handy telefonieren oder SMS verschicken: Eltern von Jugendlichen beobachten oft täglich derartige Szenarien. Nimmt das Surfen im Internet überhand, sprechen Fachleute von einer Verhaltenssucht - die Diagnose "Onlinesucht" ist allerdings noch umstritten. Was tun also, wenn Sohn oder Tochter scheinbar magisch von Bildschirm, Maus und Tastatur angezogen werden? "Eltern müssen sich informieren. Sie sollten nicht auf Einsicht hoffen und nicht erwarten, dass ihr Kind abends um acht den Computer brav ausmacht", sagt Andreas Stamm, Leiter der Suchtberatungsstelle "Die Tür". Mit einer öffentlich geförderten Informationskampagne tourt der Psychologe derzeit durch Schulen, um Eltern von Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln."Viele Schulen stellten sich tot"

Viele Schulen hätten sich bei der Ausschreibung leider "tot gestellt", sagt Stamm und bedauert, dass von rund 500 Klassen in Stadt und Kreis nur die Eltern von 36 Klassen erreicht werden. Mit 15 Eltern war vor kurzem ein Elternabend zum Thema "Gute Seiten-schlechte Seiten" in der Johann-Comenius-Realschule in Ehrang durchschnittlich gut besetzt. Hauptsächlich am Abend und am Wochenende säßen ihre Kinder vor dem Computer, beklagte ein Elternpaar die viel zu lange Beschäftigung ihrer Kinder mit dem Computer. Verstärkte Aufmerksamkeit sollten Eltern ausüben, wenn ihre Kinder Heimlichkeiten zeigten, sich der Freundeskreis ändere, das Kind sich zurückziehe, morgens schlechter aus dem Bett komme und sich Essen und Trinken um den PC ansammelten, sagte Stamm.Seine Ratschläge zielten auch auf eine Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz: Eltern sollten den unausweichlichen Konflikten im Fall von Computerstreitigkeiten nicht aus dem Weg gehen, sondern klare Regeln und ein "Nein" aussprechen. "Nichts zu tun, ist keine Alternative", meinte Stamm. Man könne auch einfach den Stecker ziehen. Um beispielsweise in der Lage zu sein, schädliche Seiten im Internet zu sperren oder den Computer automatisch zu einer bestimmten Zeit herunterzufahren, bedarf es des nötigen Know-How.Eltern widersprechen Suchtexperten

Hilfreich sei es, unvoreingenommenes Interesse an der neuen Technik zu zeigen, sich von den Kindern das Handy erklären zu lassen und Compu-terkenntnisse zu erwerben. Wichtig sei zudem der eigene Umgang mit dem Computer, appellierte Stamm an die Vorbildfunktion der Eltern, die außerdem Freizeitalternativen anbieten müssten. Die Brutalität von so genannten Ego-Shootern, dem Onlinespiel World of Warcraft und Texten des umstrittenen Rappers Bushido führte Stamm in Ausschnitten vor..Seine Ratschläge fanden mitunter den Widerspruch der Eltern, die Hilflosigkeit und Kritik in Anbetracht der medialen Entwicklung äußerten. "Verbote werden umgangen. Kontrolliert man, hat man den Krieg daheim", so eine Mutter. Konkrete Tipps, wie Eltern das Internet für ihre Kinder sicher machen können, eine Übersicht guter Seiten und Suchmaschinen enthalten Broschüren, die die Suchtberatungsstelle vorhält. Infos unter Telefon 0651/1703623. Experten-Rat Eltern sollten ... sich über Computerspiele und Jugendschutz informieren (Altersfreigabe von Spielen beachten), den Chat ihrer Kinder überprüfen und auf das Einhalten von Chat-Regeln achten (keine Weitergabe von Name, Foto, Handynummer...), gelegentlich gemeinsam surfen, gute und schlechte Seiten besprechen, Schutzsoftware installieren, kontrollieren, wenn sie misstrauisch werden, an Persönlichkeitsrechte mahnen in Hinblick auf Verbreitung von Fotos oder Videos im Internet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort