Gegen die "digitale Spaltung"

TRIER. Wer kein Geld für einen Computer hat, kann weder Erfahrungen im Umgang mit der Technik sammeln noch die beruflichen und gesellschaftlichen Chancen der Informationsgesellschaft nutzen. An diesem Punkt setzt die Arbeit des Medienzentrums "Netzwerkstatt" im sanieren Bürgerhaus Trier-Nord - das morgen feierlich eröffnet wird - an.

Der Umgang mit digitalen Medien und Technologien ist eine wichtige Qualifikation, kann außerdem Spaß machen, Motivation wecken und die Erkenntnis vermitteln, dass effektives Lernen kein unüberwindliches Hindernis sein muss. Für Menschen in sozialen Brennpunkten ist es jedoch schwierig oder komplett unmöglich, Zugang zu dieser Technik zu finden.Vor allem Kinder und Jugendliche bedroht

Bernd Stöcker vom Quartiersmanagement Trier-Nord spricht von einer drohenden Spaltung: "Es wird dann digitale Eliten geben. Auf der anderen Seite stehen Gruppen, die ohne Unterstützung aufgrund von Ressourcen- und Kompetenzdefiziten nicht anschlussfähig sind". Neben erwachsenen Quartiersbewohnern aus unterschiedlich benachteiligten Gruppen - beispielsweise Migranten, einkommensschwache Eltern und Senioren - sei vor allem eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen im sozialen Brennpunkt von der "digitalen Spaltung" bedroht. Das Medienzentrum "Netzwerkstatt" will eine für sozial benachteiligte Menschen attraktive Bildungseinrichtung sein. Träger ist der Technologie Computer Club (TCC) Trier. Im offenen Bereich stehen bereits acht Internet-Rechner und ein Multimedia-PC zur Verfügung, der Schulungsraum ist mit zwölf Rechnern ausgestattet.Jährlich 250 000 Tonnen Elektroschrott

Doch die Netzwerkstatt will noch einen Schritt weiter gehen und einkommensschwache Menschen sowie soziale Einrichtungen im Viertel mit Hardware ausrüsten. Bernd Stöcker und seine Mitstreiter nutzen dazu die oft unnötig kurzen Lebenszyklen vieler Rechner. "Jährlich entstehen in Deutschland 250 000 Tonnen Elektronik-Schrott, die aufwändig entsorgt werden müssen, obwohl die Hardware noch funktioniert und viele Anwendungen auf Rechnern älterer Generationen problemlos laufen", erklärt Stöcker. "Eine Wiederverwertung gebrauchter Hardware ist deshalb ökologisch sinnvoll."Ausgemusterte Hardware wiederverwerten

Die Netzwerkstatt will ausgemusterte gespendete Hardware aus Privathaushalten, Unternehmen oder Institutionen aufarbeiten und im sozialen Kontext wiederverwerten. Eine Arbeitsgruppe wird dieses Projekt übernehmen, die sich laut Stöcker aus vier arbeitslosen Fachleuten aus Trier-Nord, ehrenamtlichen Mitarbeitern der Netzwerkstatt und Experten für Netzwerke und Hardware zusammensetzen wird. "Die arbeitslosen IT-Fachleute werden für die Kernphase des Projekts von November bis April für sechs Monate in geringem Umfang in der Netzwerkstatt beschäftigt", sagt der Repräsentant des Quartiersmanagements. "Wir bitten Bürger, Unternehmen und Verwaltungen um Unterstützung."Fragebogen und Infoblatt an Haushalte

Welche Kurse wird die Netzwerkstatt anbieten? Stöcker: "Um die Lerninhalte auf die Bedürfnisse der Menschen im Quartier abzustimmen, führen wir eine Umfrage durch." Ein Fragebogen und ein Info-Blatt werden an alle Haushalte in Trier-Nord verteilt. "Die Befragung dauert nur zehn Minuten." Ein kostenloser Einführungskurs ist die Belohnung für die Abgabe des Fragebogens. Wer sich ein paar Stunden pro Woche ehrenamtlich engagieren und den Kampf gegen die "digitale Spaltung" mittragen möchte, kann Mitarbeiter der Netzwerkstatt in Trier-Nord werden. Interessenten werden für ihre Aufgaben als Betreuer speziell geschult und können alle Angebote kostenlos nutzen. Kontakt gibt es über Netzwerkstatt, Bürgerhaus Trier-Nord, unter der Telefonnummer 0651/3089520.

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