Gelebte Ökumene

Den Buß- und Bettag als staatlichen Feiertag gibt es seit 1995 nicht mehr. Dennoch begehen zahlreiche evangelische Christen den Tag im zur Neige gehenden Kirchenjahr mit einem Gottesdienstbesuch. Und an ihrer Seite auch viele Katholiken.

 Das Fürbittengebet in der Konstantinbasilika sprechen (von links) Daniela Standard, Irmgard Seel und Diözesanadministrator Robert Brahm. TV-Foto: Ludwig Hoff

Das Fürbittengebet in der Konstantinbasilika sprechen (von links) Daniela Standard, Irmgard Seel und Diözesanadministrator Robert Brahm. TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier. (LH) "...dass meine Zunge Deine Gerechtigkeit rühme". Unter diesem Wort des Propheten stand der ökumenische Gottesdienst zum Buß- und Bettag in der Trierer Konstantinbasilika. 1995 fiel der Feiertag der Finanzierung der Pflegeversicherung zum Opfer. Kein Grund für die evangelischen Christen, den Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag nicht mehr zu begehen.

Nach wie vor gut besucht sind die Gottesdienstfeiern an diesem Tag in der Basilika. Mit einem Unterschied: Die Zeit des Hauptgottesdienstes hat sich in die Abendstunden verschoben. "Ein wunderschöner Gottesdienst", sagte eine Besucherin. Hochgelobte Tradition seit 1971 in Trier ist die gemeinsame Feier von evangelischen und katholischen Christen.

Keine Ökumene nur auf dem Papier, sondern gelebtes Bestreben der Christen beider Konfessionen zu Gemeinsamkeit im Glauben. An der Spitze bei den Repräsentanten auf katholischer Seite Diözesanadministrator Robert Brahm, der auch die Predigt in der Evangelischen Kirche zum Erlöser hielt. Brahm ging in seiner Ansprache der Frage nach, was Gerechtigkeit überhaupt bedeutet. "Gerechtigkeit tun ist der Ort, von dem aus Kirche sich vor Gott wagen kann." Eine Kirche, die sich vor den Ungerechtigkeiten der Welt "drücken" und sich nur auf Religiöses im engeren Sinne, wie etwa Kulthandlungen, beschränken wollte, gerate in einen Zustand der Selbstgerechtigkeit. "Sie verliert ihren Platz vor Gott."

Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hatte alle Gottesdienstbesucher "in ökumenischer Gemeinschaft" ganz herzlich begrüßt. Sein Willkommen galt auch OB Klaus Jensen und dessen Amtsvorgänger Helmut Schröer. Trotz Bischofs-Vakanz gehe in Trier "ökumenisches Leben in voller Kraft weiter", sagte Schneider in Richtung von Brahm.

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