Genießen und spucken

TRIER. Der Höhepunkt der letzten Wein & Gourmet Festival-Woche: Die Weinpräsentation in den Viehmarkt-Thermen. 66 Winzer präsentieren dort noch bis heute um 21 Uhr über 400 Weine und Sekte.

Noch stehen die Gläser in dichten Reihen trocken und verkehrt herum auf den weißen Tischdecken. Noch lässt sich kein Weinliebhaber von einem Probierstand zum anderen durch die Gänge treiben. Nur der eine oder andere Winzer hat schon ein Glas in der Hand, um zu verkosten, wie denn die Kollegen den verheißungsvollen 2003er ausgebaut haben. Andere Winzer sind noch damit beschäftigt, ihre Weine ansprechend zu präsentieren. Manche rücken dazu - ganz im römischen Stil - bepflanzte Ton-Amphoren aus dem Blumenladen auf ihren Stand zurecht. Andere geben sich mit dunklen Rosen in schlanken hohen Metallvasen ganz modern. Doch dann eröffnet Adolf Schmitt die Weinpräsentation ganz programmatisch: "Wir sind nicht der Worte wegen gekommen, sondern um über 400 Weine und Sekte zu probieren." Denn kaum hat der Vorsitzende des Mosel-Saar-Ruwer-Wein e.V. der Gebietsweinkönigin Petra Zimmermann, die die Grußworte an die Offiziellen beschließt, den obligatorischen Blumenstrauß überreicht, strömen die ersten Gäste in den Glaskubus. Einige der überwiegend jungen Leute stehen in kleinen Grüppchen zusammen, sie wollen mit Arbeitskollegen die Woche bei einem Gläschen Wein ausklingen lassen. Andere gehen die Sache professioneller an: 40 bis 50 Weine will der 21-jährige Konstantin Weiser zusammen mit seinem Kommilitonen Marc Neumann probieren. Und das nach einem strengen Plan, nur bestimmte Weingüter und von diesen bestimmte Jahrgänge und Lagen stehen auf ihrer Liste. "Größtenteils spucken wir", sagt Konstantin, eine dunkel getönte Karaffe, der er die genossenen Wein-Reste anvertraut, in der Hand. "Denn den 2003, den muss man soviel probieren wie kaum einen Jahrgang sonst. Der ist so unterschiedlich, den kann ich nicht blind kaufen", sagt der junge Mann vom Rhein, der von sich selbst sagt, ein "Riesling-Fetischist" zu sein. Kaufen will er den 2003er heute nicht, schließlich sind es noch größtenteils Fass-Proben, die die Winzer nur für diese Präsentation in Flaschen gefüllt haben. Kitajima Yutaka gehört ebenfalls zu den jungen Weinkennern. Der japanische Student der mittelalterlichen Geschichte lebt seit sechs Jahren in Trier. "Ich trinke viel Wein, schließlich muss ich es ja ausnutzen, in so einer tollen Weinstadt zu leben." Außerdem passe ein trockener Riesling so wunderbar zum japanischen Essen. "Perfekt zu Fisch", sagt Kitajima. Noch bis heute um 21 Uhr können Gäste sich durch die Thermen von Stand zu Stand treiben lassen - entweder, um einfach einen schönen Abend zu haben, oder um professionell Weine zu testen.

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