Geplatzter Versuchsballon

Peter Brommenschenkel ist ein Cleverle. Stets auf Wachstumskurs, immer im Gespräch. Und jetzt auch im Gerede. Den eigenwilligen Selfmade-Geschäftsmann, der einen weiten Bogen um eine Mitgliedschaft in der City-Initiative macht, zum alleinigen Sündenbock für die anarchistisch anmutenden Ladenöffnungsaktionen vom vergangenen Sonntag zu stempeln, geht allerdings an tiefer liegenden Ursachen vorbei. Wenn jemand geprügelt gehört, dann die Bundespolitiker, die im November lauthals über offene Adventssonntage nachgedacht haben. Was purer Nonsens ist, denn auf die Schnelle hätte sich das Ladenschlussgesetz gar nicht ändern lassen. Aber seinen Zweck erfüllte dieser Vorschlag dennoch. Er lenkte vorübergehend vom Versagen der Politik jedweder Couleur ab, die kein Vorziehen der Steuerreform auf die Reihe kriegt. Dass Brommenschenkel und einige andere Hauptmarkt-Kaufleute in vorauseilendem Ungehorsam einen Versuchsballon in den Adventssonntags-Himmel steigen lassen, entbehrt zwar jeder gesetzlichen Grundlage, findet aber beim Verbraucher vollstes Verständnis. Pech für den Parfümerie-Betreiber, dass er mit seiner "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt"-Attitüde als einziger "Sünder" auf die Nase gefallen ist. Verständlich auch die Beschwerde der Mitbewerber. Am Hauptmarkt herrscht wieder Rechtsfrieden, und wir Verbraucher sind geschützt vor sonntags geöffneten einzelnen Läden. Fragt sich nur, wer uns vor Politikern schützt, die falsche Erwartungen wecken. r.morgen@volksfreund.de

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