Gesänge der Liebe

TRIER. (bre) Ein nicht alltägliches Programm mit Lautenliedern des 16. und 17. Jahrhunderts aus Frankreich, England und Italien präsentierten Eva Maria Leonardy und Gerd Demerath im Barocksaal des Kurfürstlichen Palais.

Was soll man zu der Tatsache sagen, dass sich nur rund 50 Zuhörer eingefunden hatten? Der Verlust der Weggebliebenen war der Gewinn der Anwesenden. Und vielleicht trug das Ganze noch zur Intimität des Abends bei. Der erste Teil des Konzerts brachte Lautenlieder aus dem Frankreich des 16. und 17. Jahrhunderts. Eva Maria Leonardys Sopran klingt vor allem in der Mittellage sehr schön und weich. Mit Atem und Phrasierung hat sie keine Probleme. Was nur in lauteren Passagen ab und zu störte, war ein übertriebenes Tremolo und ein leicht forcierter Klang. Aber ansonsten traf die Sängerin sowohl bei getragenen als auch bei bewegteren Liedern immer den richtigen Ton - und auch die richtige Mimik und Gestik. Etwa bei Pierre Guédrons "Un jour l'amoureuse Silvie". Gerd Demerath an der Laute und, bei den abschließenden italienischen Liedern, an der größeren und tieferen Chitarrone, begleitete solide und zuverlässig. Von den eingeschobenen Solostücken überzeugten vor allem "A dream" von John Dowland und "Toccata, Corrente prima, Romanesca" von Alessandro Piccinini. Man wird unterschiedlicher Meinung darüber sein können, ob die englischen oder die italienischen Lieder den Höhepunkt des Abends darstellten. Giulio Caccinis "Amarilli, mia bella" und Barbara Strozzis "Giusta negativa" wären wohl im zweiten Fall die Highlights. Wobei Strozzi der Geniestreich gelingt, die vier Strophen ihres Liedes jeweils in einen rezitativ-artigen und einen ariosen Abschnitt zu unterteilen. Der englische Teil des Konzerts stand ganz im Zeichen von John Dowland, einem der Meister des elisabethanischen Zeitalters. Wunderbar gelang der Sopranistin das einleitende "Come again". Beim wie entrückt klingenden "Dear, if you change" hätte man im Saal die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Und das galt ebenso für das zarte und lyrische "Time stands still", das sich nahtlos an das Solo-Lautenstück "A dream" anschloss. Wer es noch nicht wusste, der wird nach diesem außergewöhnlichen Konzert überzeugt sein: Komponisten wie Dowland oder Caccini stehen den großen Liederkomponisten der Romantik in Nichts nach.

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