Geschenk feiert Geburtstag

TRIER. Ein Geburtstagsgeschenk hat Geburtstag: Seit 20 Jahren schmückt der Brunnen, den das Handwerk der Stadt Trier zur 2000-Jahr-Feier geschenkt hat, die Fahrstraße. Zum Jubiläum erntete sein Erbauer, der Kunstschmiede-Meister Klaus Apel (77), Lob und Dank.

Manche Feste muss man feiern wie sie fallen, auch wenn der Zeitpunkt etwas sonderbar anmuten mag. Die Versammlung von Würdenträgern aus Handwerk, Rathaus und schaulustigen Passanten am Samstagvormittag am Handwerkerbrunnen in der Fahrstraße hatte ihren triftigen Grund.Höchstes Lob von Präsident Weizsäcker

Fast auf den Tag genau 20 Jahre zuvor, am 1. Dezember 1984, hatten Ludwig Weber als damaliger Präsident der Handwerkskammer (HWK) und Kreishandwerksmeister Hans Müller das Bronze-Kunstwerk offiziell "übergeben", als Geschenk des Handwerks zum 2000. Geburtstag der Stadt. Zwei Jahrzehnte später erinnerten die Amtsnachfolger Hans-Josef Jänschke (HWK-Präsident) und Herbert Tschickardt (Kreishandwerksmeister) an die Intention von damals: der Brunnen als Symbol einer seit zwei Jahrtausenden währenden Partnerschaft zwischen Handwerk und Stadt. Eine Partnerschaft, die für beide Seiten stets fruchtbar und gewinnbringend gewesen sei, betonte Jänschke mit Hinweis auf die fast 1000 Trierer Handwerksbetriebe und ihre 13 000 Beschäftigten und 1500 Auszubildenden. Einen "Gewinn" verbuchte am Samstag auch der Schöpfer des Brunnens: Jänschke und Tschickardt zeichneten den 77-Jährigen Kunstschmiedemeister Klaus Apel mit einer Anerkennungs-Urkunde aus, verbunden mit einem Scheck über 300 Euro. Apel war aus dem von der HWK ausgeschriebenen Brunnen-Wettbewerb als Sieger hervor gegangen. Die Realisierung erwies sich als aufwändiges Unterfangen. "Ja, das war ein hartes Stück Arbeit", sinniert der 77-Jährige gebürtige Wincheringer, der seit 1934 in Trier lebt. Sieben Monate lang habe er "quasi rund um die Uhr" in seiner Werkstatt im Stadtteil Kernscheid geschmiedet, getrieben und ziseliert, um zwischen grazilen Eichenstämmen und Zunftzeichen den Alltag des Handwerks sehr detailfreudig in Bronze zu fassen. Fast 10 000 Arbeitsstunden seien damals zusammen gekommen. Annähernd 200 000 Mark (rund 100 000) Euro ließ sich das regionale Handwerk das Geschenk an Deutschlands älteste Stadt kosten. Eine gute Investition. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker lobte das Kleinod der Schmiedekunst bei seinem Trier-Besuch am 30. November 1984 - einen Tag vor der offiziellen Übergabe - in höchsten Tönen. Und als neuzeitliche Sehenswürdigkeit hat es der viel bestaunte Handwerker-Brunnen inzwischen bereits zum oft abgebildeten Ansichtskarten-Motiv gebracht - sehr zum Stolz seines Erbauers. "Lehrling ist ein Jedermann, Geselle ist, wer was kann, Meister ist, der was ersann" zitierte Hwk-Präsident Jänschke das Spruchband, das den Brunnenfuß umläuft.Ursprünglich für die Brotstraße vorgesehen

Oberbürgermeister Helmut Schröer schloss sich dieser Würdigung von Klaus Apels Schaffen an und dankte dem Handwerk, wie es OB Felix Zimmermann 20 Jahre zuvor getan hat: Der vier Meter hohe Brunnen sei eine weitere Attraktion für Trier und ein Anziehungspunkt, ein Sinnbild für Kreativität und meisterliche handwerkliche Arbeit. Am Samstag keine Erwähnung fand, weil vielleicht schon vergessen, dass der Brunnen eine Straße ziert, für die er ursprünglich gar nicht vorgesehen war. Als Standort hatten die Stadtväter 1983/84 bereits die Freifläche vor der Dresdner Band in der Brotstraße auserkoren. Apel plädierte für einen weniger beengten Platz - und bekam Recht. In der Fahrstraße an der Einmündung zur Nagelstraße kommt der Brunnen gebührend zur Geltung.

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