Geschichte und Geschichten

BIEWER. Krimifreunde kennen ihn als Mischa Martini. Im richtigen Leben heißt er Michael Weyand und ist Geschäftsführer des gleichnamigen Verlags in Biewer, der in diesen Tagen sein 25-jähriges Bestehen feiert.

Eigentlich möchte Michael Weyand, Jahrgang 1956, nicht nur über seine Krimis sprechen. "Das ist nur ein Hobby", winkt der Familienvater ab, "mein Hauptberuf ist der Verlag und die Agentur." Das "Hobby" besteht aus sechs Kriminalromanen - "der siebte ist schon im Kopf." Die Verkaufszahlen sind so gut, dass er davon leben könnte, antwortet Weyand auf Nachfrage und wirkt durchaus nicht marktschreierisch, als er kurz die aktuelle Top-Ten-Liste der Akademischen Buchhandlung zeigt, auf der sein neuestes Buch "Marathon Mosel" auf Platz zwei rangiert. Lesungen sind derzeit für den Autor nicht drin. Denn, so folgert Weyand messerscharf, dann könne er nicht schreiben. Schreiben - die Leidenschaft dafür und für Bücher überhaupt hat den Aacher schon vor Jahrzehnten gepackt. Anfang der Achtziger als Redakteur beim Wochenspiegel beschäftigt, gründete er vor 25 Jahren "als persönliches Steckenpferd" den Verlag. Zum Schreiben von Zeitungsartikeln gesellte sich die Idee, die Bücher von anderen Autoren zu verlegen. Seit 17 Jahren arbeitet der Vater von zwei heranwachsenden Töchtern nur noch als Verleger - wenn er nicht gerade joggt, kauft oder kocht. Denn die Familie ist ihm sehr wichtig. Ob diese tatsächlich ausreichend Tuchfühlung mit Weyand hat, scheint in Anbetracht des Arbeitspensums fraglich. Häufig sitze er an 20 Projekten gleichzeitig, wegen der Adventszeit seien es derzeit aber nur fünf. Tatsächlich, so erklärt Weyand, muss er nicht darauf warten, dass ihm ein Manuskript zugeschickt wird. Die Ideen, Bücher zu verlegen, ergeben sich häufig aus aktuellen Anlässen. Wie der Band zur 500-jährigen Geschichte der Motorisierung der Post, der mit einem reichen Bildmaterial aus Post- und Privatarchiven versehen ist. Beim Betrachten der alten Bildmotive gerät Weyand ins Schwärmen. Kein Wunder, schließlich gilt seine Leidenschaft auch der Fotografie. "Bei so einem schönen Wetter zuckt es mir in den Händen, die Kamera zu nehmen und zu fotografieren", meint Weyand, der früher das Material für seine Bildbände selbst lieferte.Tourismus als zweites Standbein

Mittlerweile arbeiten namhafte Fotografen zusammen mit dem Verlag - die Bildbände zeichnen sich nach Weyands Einschätzung durch hochwertige Fotografie und sehr gute Druckqualität aus. Zu Chroniken, Schulbüchern oder Vorlesungsverzeichnissen gesellten sich in der jüngsten Zeit Prospekte und Gästeführer - die wichtigsten Standbeine der an den Verlag angeschlossenen Medienagentur. Da ist es nur folgerichtig, dass Weyand eng mit Tourismuseinrichtungen zusammenarbeitet. "Ich will die touristische Schiene zukünftig weiter ausbauen", betont er und zeigt einen Gästeführer. Was dort steht, erschließt sich allerdings nur denjenigen, die des Lesens chinesischer Schriftzeichen mächtig sind. "Wir haben nur Muttersprachler", lobt Weyand die Qualität der Texte. Mit der Medienagentur betreut Weyand zusammen mit sieben Mitarbeiterinnen eine überregionale Datenbank mit Veranstaltungsdaten, die er als die am besten aufgemachte von Rheinland-Pfalz hält. Auch diesen Bereich will er ausbauen, genauso wie er weiterhin Krimis nach bewährtem Muster schreiben wird. Eventuell auch mal was Historisches? "Wer weiß", sinniert er "vielleicht im Rentenalter."

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