Geschichte zum Anfassen

TRIER. Die "mobile spielaktion" hat zum 15. Mal die Tore ihrer historischen Spielstadt geöffnet, die sich in diesem Jahr ausnahmsweise auf dem Petrisberg angesiedelt hat.Drei Wochen lang können sich Kinder zwischen sechs und 14 Jahren in die Zeit der Kelten entführen lassen und in den verschiedenen Werkstätten mit anpacken.

Wir befinden uns in einer kleinen Treverersiedlung, einem so genannten Vicus, zur Herrschaftszeit Cäsars. Bäckermeisterin Chiomara lässt ihre vier Lehrlinge in der Backstube nicht aus den Augen. Einer mahlt das Mehl, drei andere mischen es mit Wasser und Öl und kneten den Teig für die Fladen. Gleichzeitg kümmern sich hinter der Backstube zwei weitere Lehrlinge, Vinzenz und Gereon, darum, dass der Ofen - ein Lehmgebilde mit zwei Öffnungen - die richtige Temperatur erreicht. Fachmännisch kommentieren sie ihre Aufgabe. Vinzenz: "Erst muss das Holz im Inneren des Ofens verbrannt sein, dann kommt die Asche raus und das Blech mit den Fladen hinein." Gut eine Viertelstunde später ist es soweit, der Ofen heiß genug. Lehrling Nico kommt mit dem Blech gelaufen, auf dem zehn Dinkelfladen darauf warten, gebacken zu werden. Was aussieht wie eine Szene aus "Asterix und Obelix" ist Teil des Konzepts der historischen Spielstadt, die mittlerweile zum 15. Mal ihre Tore geöffnet hat, nämlich, "so authentisch wie möglich zu sein", erläutert Jörg Drekopf, Diplom-Pädagoge und Geschäftsführer des Vereins "mobile spielaktion". "Denn so können die Kinder Geschichte erleben und spielerisch dazulernen." Thema in diesem Jahr ist das gesellschaftliche und politische Leben der Treverer, die zum Stamm der Kelten gehörten. Innerhalb der historischen Spielstadt stehen 16 keltische Werkstätten zur Wahl, denen jeweils ein Meister vorsteht, der die Kinder als Lehrlinge aufnimmt und sie in das entsprechende Handwerk einführt: ob in der Schmiede bei "Nertomanis", bei der Korbflechterin "Annea", in der Backstube bei "Chiomara" oder der Spinnerin "Fam". Pro Arbeitsstunde werden die Kinder mit einer Kupfermünze - der offiziellen Währung innerhalb der Siedlung - entlohnt. Je nach Kapazität können die Kinder auch innerhalb der Werkstätten wechseln und sich einem neuen "Meister" unterstellen - im wahren Leben Studenten verschiedener Fachbereiche der Universität Trier. Alle sind im Vorfeld entsprechend auf ihre Rollen vorbereitet worden, betont Sandra Rouhi, Projektleiterin der historischen Spielstadt, alias "Fam, die Weitgereiste". "Innerhalb von drei Monaten gab es Theater- und Geschichtsschulungen, anschließend musste jeder seine Werkstatt selbst recherchieren, beispielsweise, mal in einen Betrieb in der Region reinschnuppern." Zur jeweiligen Rolle gehöre es auch, diese permanent beizubehalten. Und zwar auch, wenn die Kleinen hartnäckig wissen wollen, wie man denn im wahren Leben heiße. "Das fällt ganz schön schwer", sind sich "Solimara" und "Segomara" einig. Anders als in den Vorjahren hat sich die historische Spielstadt in diesem Jahr auf dem Petrisberg in der Nähe des Wasserspielplatzes angesiedelt. Grund hierfür seien die Bauarbeiten an den Kaiserthermen. "Zum einen wäre uns das zu gefährlich gewesen, zum anderen hätten die Bagger nicht gerade zum keltischen Flair beigetragen", erklärt Drekopf. Die Spielstadt ist montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Das Infotelefon der "mobilen spielaktion": 0651/4362582.

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