Geschickt eingefädelt

Im vierten Anlauf hat es endlich geklappt: Seit Montagabend kurz vor Mitternacht "sitzt" die Fußgängerbrücke, die City-Parkhaus und das neue Einkaufszentrum Trier-Galerie über die Zuckerbergstraße hinweg verbindet.

Trier. "Endlich. Es ist vollbracht!" Um 23.37 Uhr fällt Hendrik Heinzig (37) der sprichwörtliche Stein vom Herzen. In den fünf vorangegangen Stunden war der Oberbauleiter der Trier-Galerie ziemlich wortkarg: "Ich bin nervös. Wenn das hier und heute nicht klappt, geraten wir in arge Zeitnot." Drei Anläufe, die seit Wochen fix und fertig am Straßenrand liegende Fußgängerbrücke an ihren Bestimmungsort anzubringen, mussten wieder abgeblasen werden - zu viel Wind hätte die "Operation Brückenschlag" gefährdet.

Am Montagabend herrschen optimale Bedingungen: Kein Lüftchen regt sich, und die Spezialisten der Brückenhersteller-Firma Heimbach und Kranbau Steil (beide Trier) leisten routinierte Arbeit und kommen zügig voran. Erst einmal muss die 25 Tonnen schwere Stahl/Glas-Röhre auf die Fahrbahn "umgehoben" werden und dann der Autokran seine Position wechseln.

Das Ganze läuft bei einer Vollsperrung der Zuckerbergstraße ab. Die Stadtwerke-Busse nehmen die Ausweichroute über Böhmer-, Windmühlen- und Salvianstraße. Gegen 22 Uhr beginnt die heiße Phase der von zahlreichen Schaulustigen verfolgten Aktion. Aus fast 30 Metern Höhe sinkt der künftige Fußgänger-Übergang im Super-Zeitlupen-Tempo herab. Das gute Stücke misst 25 Meter in der Länge, der Abstand zwischen den Andock-Punkten am City-Parkhaus und dem gegenüber liegenden City-Galerie-Block 2 beträgt 25,04 Meter. Also gerade einmal vier Zentimeter Spielraum für Kranführer Norbert Gattinger bei seiner persönlichen Brücken-Einfädelungs-Premiere. Doch der 35-Jährige, der sonst eher mit Windräder-Montage und sperrigen Beton-Elementen zu tun hat, bleibt gelassen: "Kein Problem. Das kriegen wir schon hin."

Tatsächlich: Ohne irgendwo gegen zu schrammen, setzt die Verbindungs-Konstruktion punktgenau in 7,50 Meter Höhe auf einem Stahlrahmen vor dem Parkhaus und einer Beton-Konsole an der Trier-Galerie auf.

Es ist 23.37 Uhr. Oberbauleiter Heinzig atmet ganz tief durch. Feierabend und ein Gläschen auf die geglückte "Operation Brückenschlag"? "Normalerweise ja, aber nicht jetzt." Denn am anderen Ende der Trier-Galerie in der Fleischstraße warten bereits die nächsten dicken Brocken: zwei der insgesamt acht Rolltreppen müssen noch in der Nacht im Galerie-Block 1 montiert werden. Die Zeit drängt: Morgen in sieben Wochen soll das von der Firma Trigon Invest (Berlin) entwickelte und der Frankfurter Großbank Credit Suisse finanzierte 70-Millionen-Euro-Projekt an den Start gehen.

Dort, wo bis Frühjahr 2006 der verwaiste Paulinus-Verlags-Komplex und die Ruine des alten City-Parkhauses standen, warten ab dem 4. September 75 Geschäfte in einer Größenordnung zwischen 30 und knapp 1700 Quadratmetern auf Kunden. Viele von ihnen werden über die neue Fußgängerbrücke kommen.

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