Geschmiere macht Angst

TRIER. Nach den Städten Konz und Trier inklusive der zentral gelegenen Stadtteile sind nun auch die abgelegenen Wohnviertel Ziel der Graffiti-Szene: In der Nacht zum Mittwoch sind im beschaulichen Eitelsbach mehrere Häuser, etliche Garagentore, Schilder, Pfosten und Briefkästen sowie zwei Autos mit Schriftzügen verunstaltet worden.

Das alte Eitelsbacher Schulhaus ist von 1891 und steht unter Denkmalschutz. Liebevoll und stilsicher hat Christa Flesch die Räume eingerichtet: renovierte Antik-Möbel, gewachste Holzdielen, an den Wänden hängen alte Eisen-Kuchenformen. Nur Eingangstür und Hauswand passen seit gestern Morgen nicht mehr zum pittoresken Ambiente. Denn auf Tür und Wand steht in blauen und schwarzen 30-Zentimeter-Lettern "DFA", "SPC" und "UNB". Die gleichen "Tags" - wie die Schriftzüge in der Szenesprache heißen - finden sich auf über zehn weiteren Eitelsbacher Häusern, auf etlichen Briefkästen im Ortsteil "Auf Schwarzfeld", auf Garagentoren, Straßen- und Firmenschildern. "So gegen halb eins hab' ich heute Nacht Stimmen von Jungs gehört", sagt Christa Flesch. Doch gesehen habe sie nichts, als sie aus dem Fenster schaute. "Außerdem zieht hier öfter spät abends eine kleine Gruppe von Jugendlichen vorbei, die von Ruwer nach Mertesdorf oder in die andere Richtung unterwegs sind." Da würden schon mal Getränkedosen durch die Straßen scheppern oder die Bushaltestelle mit lauten Tritten bedacht. Neben dem alten Schulhaus wohnt Josef-Matthias Longen. Sein Weingut ist ebenfalls über Nacht "verunziert" worden: "Der Schaden hält sich zwar in Grenzen", sagt der Winzer, "aber 20 bis 30 Quadratmeter werde ich wohl neu streichen müssen." Tatsächlich haben die Tags, die mit Edding oder Wachsmalkreide geschrieben wurden, nicht so schlimmen Schaden angerichtet - wie bunte Graffiti, die mit Farbe aus Spaydosen geschaffen werden. "Aber ärgerlich ist es natürlich trotzdem", sagt Longen. Die Polizei haben die Eitelsbacher nicht wegen eventueller Schadensersatzansprüche informiert. Denn dass die Täter geschnappt werden, glauben sie sowieso nicht so richtig. "Wahrscheinlich wird die Sache nach zwei Wochen eingestellt", vermutet Longen. Sie wollen sich nur nicht wehrlos ausgeliefert fühlen: "Ich will was unternehmen, bevor etwas schlimmeres passiert", sagt Christa Flesch. Angst vor weiteren Übergriffen hat auch Susanna Longen. "Erst am vorigen Wochenende hat mein Mann Hakenkreuze von den Zaunpfosten gewischt", sagt die Tante von Winzer Josef-Matthias Longen. "Vielleicht stecken sie beim nächsten Mal was in Brand. Da kann man ja gar nicht mehr ruhig schlafen", sagt die ältere Frau. Die Beamten der Schweicher Polizei-Inspektion (PI) haben die Schäden aufgenommen und mit ihren Ermittlungen begonnen. "Es handelt sich um ein so genanntes City-Bombing", sagt Harald Licht, stellvertretender Leiter der PI. Mit ihren ganz persönlichen Schriftzügen würden Jugendliche dabei einen Stadtteil kennzeichnen und sich so ins Rampenlicht rücken. "Wir müssen jetzt abwarten, ob es sich um eine einmalige Aktion handelt", sagt Licht. Allerdings sähen die Tags sehr markant und oft geübt aus. Ein Zeichen dafür, dass es keine spontane Verewigung war. "Auf jeden Fall werden wir in den nächsten Nächten verstärkt Streife fahren in Eitelsbach und Ruwer."

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