Gesucht: Ein Spielplatz

TRIER-WEST/PALLIEN. Sie kamen sich vor "wie im falschen Film": Als die Kinder aus dem Martinerfeld zu ihrem Spielplatz gehen wollten, war der nicht mehr da. Quasi über Nacht hatte die Stadt die Geräte abgebaut - aus Sicherheitsgründen, da nebenan ein Haus gebaut wird. Die Kinder und ihre Eltern sind verärgert.

 "Wir haben ja sonst nichts": Die Kinder im Martinerfeld sind verärgert über die Geräte-Demontage und vorübergehende Schließung ihres Spielplatzes.Foto: Peter Hacker

"Wir haben ja sonst nichts": Die Kinder im Martinerfeld sind verärgert über die Geräte-Demontage und vorübergehende Schließung ihres Spielplatzes.Foto: Peter Hacker

"Die Sommerferien stehen vor der Tür, und die Kinder wissen nicht, wohin", schimpft Andrea Bückler. Sie wohnt nur einige Häuser vom Spielplatz entfernt, ihre Tochter geht regelmäßig auf den Spielplatz. Besser gesagt: Sie ging. Denn wo einst Schaukel und Sandkasten waren, gleicht der Boden nun einem frisch gepflügten Acker im Frühjahr. Nur steiniger.Stadt: Neuer Spielplatz kommt zum Jahresende

Auch die zwölfjährige Resi war Dauergast auf dem Spielplatz, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen oder Fußball zu spielen. "Wir haben ja sonst nichts zum spielen", sagt sie. "Sonst sind hier ja überall Autos." Jene Autos, die dem Martinerfeld samt seinem Spielplatz zu einer Art Insellage verhelfen. Denn die direkt an der Mosel gelegenen Straßenzüge Palliens werden vom restlichen Stadtteil durch die viel befahrene Kölner Straße quasi abgeschnitten, die in diesem Bereich weder über Ampel noch Zebrastreifen verfügt. Auf andere Spielplätze auszuweichen, wird da für die Kinder zum gefährlichen Abenteuer. Abenteuerlich indes findet Hans Lamberty (UBM) die Informations-Politik der Stadt: "Es geht nicht an, dass die Stadt Spielgeräte abbaut, ohne irgend jemandem Bescheid zu sagen." Hans-Alwin Schmitz, der für die UBM im Stadtrat sitzt, will immerhin erfahren haben, dass der Spielplatz im nächsten Jahr nach dem Ende der Bauarbeiten wieder aufgebaut wird. Ebenfalls überrascht von der Nachricht der Spielplatz-Demontage ist der künftige Ortsvorsteher Klaus Blum (SPD): "Davon war mir nichts bekannt." Blum glaubt sich allerdings zu erinnern, dass der Verkauf des Grundstücks neben dem Spielplatz und die Baugenehmigung für ein Wohnhaus vom Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig abgesegnet worden seien. Diese Entscheidung sei exakt am 26. Februar gefallen, sagt Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf. Vorangegangen sei eine öffentliche Ausschreibung des Geländes und die Zustimmung des Stadtvorstands zu dem Bauprojekt, das den dort befindlichen alten Fährturm integriere. Die Stadt habe seit zehn Jahren vergeblich versucht, einen Käufer für das Grundstück zu finden. Dieser habe sich nun verpflichtet, sich in "erheblichem Maße" an der Wiederherstellung des - etwas verkleinerten, aber "verbesserten" - Spielplatzes zu beteiligen, die noch Ende dieses Jahres beginnen solle. Frühauf räumt ein, dass "eine frühzeitige Information der Betroffenen vielleicht besser gewesen wäre" und verspricht, diesen Hinweis in Zukunft beherzigen zu wollen. Er weist jedoch auch darauf hin, dass die Stadt tagelang vergeblich versucht habe, den bisherigen Ortsvorsteher (Helmut Kress) zu erreichen. Der stellvertretende Ortsvorsteher sei jedoch informiert worden. Der heißt zumindest bis zur ersten Sitzung des neuen Ortsbeirats Horst Erasmy (CDU) und war nach eigener Aussage vom Spielplatz-Kahlschlag ebenso überrascht wie die anderen Mitglieder des Ortsbeirates. Er sei erst im Nachhinein vom Grünflächenamt informiert worden, dass der Spielplatz aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen werden müsse. Es sei "unvorstellbar", so Erasmy, dass die Stadt nicht einmal den Ortsbeirat informiert, geschweige denn nach seiner Meinung gefragt habe. Zumal im Ortsbeirats-Budget für 2004 mehrere tausend Euro für die Verbesserung der Spielplätze vorgesehen seien - auch und gerade für den am Martinerfeld. Diese "Kuriosität" will Erasmy nicht auf sich beruhen lassen: "Das ist der erste Punkt, der in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats auf die Tagesordnung kommt. So kann man mit den Bürgern nicht umgehen." Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: " TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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