Getrübte Frühlings-Freude

TRIER-KÜRENZ. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kommt wieder Leben in die Kleingartenanlagen. Doch unter den Hobby-Gärtnern "Am Grüneberg" ist die Frühlingsstimmung getrübt: Nach Planungen der Stadt Trier müssen einige Gärten der Kürenzer Verkehrsumgehung weichen.

 Andreas Eilenz genießt die ersten Frühlingstage in der Kleingartenanlage "Am Grüneberg". Doch er bangt um sein Stück Land: Es könnte der geplanten Umgehung zum Opfer fallen. Foto: Kerstin Smirr

Andreas Eilenz genießt die ersten Frühlingstage in der Kleingartenanlage "Am Grüneberg". Doch er bangt um sein Stück Land: Es könnte der geplanten Umgehung zum Opfer fallen. Foto: Kerstin Smirr

"Ein Jahr lang haben wir meterhohe Hecken herausgerissen und das Stück gesäubert", erzählt Ursula Kronenbusch und zeigt Fotos, auf denen der einst verwilderte Kleingarten zu sehen ist. Wo damals die Dornenhecken wucherten, ist ein Kleinod entstanden. Das Stück Land des Ehepaars Kronenbusch grenzt an die Straße "Am Grüneberg". Die Autos, die innerhalb einer Stunde vorbeifahren, ließen sich an zwei Händen abzählen. Das könnte nach der Verkehrsplanung der Stadt Trier bald passé sein. Dann, wenn die neuen Pläne, das Aveler Tal über die derzeit nur für Anlieger freigegebene Straße "Am Grüneberg" und eine neue Brücke an die Metternichstraße anzubinden, tatsächlich realisiert werden (der TV berichtete). "Nach meiner Schätzung werden 15 bis 20 Gärten wegfallen", rechnet Vereinsvorsitzender Klaus Mock vor. "Und mit der Gemütlichkeit wäre es in unserer Anlage auch vorbei." Derzeit sind das Klimpern des Windspiels in der Luft und das Vogelgezwitscher die einzigen Geräusche, die im Schrebergarten der Kronenbuschs zu hören sind. Einen kleinen Teich mit Fischen hat sich das Paar angelegt, auf der Wiese daneben eine Sammlung aus Gartenfiguren aufgebaut. Ihr Häuschen, das an eine Mini-Ferienwohnung erinnert, ist liebevoll dekoriert. Innerhalb von drei Jahren haben sie sich dieses Idyll geschaffen. "Es wäre schlimm, wenn wir weg müssten", sagt Ursula Kronenbusch. An diesem Nachmittag, der die ersten wärmenden Sonnenstrahlen mit sich bringt, sitzt sie mit Nachbar Theo Staudt auf der Veranda ihres Kleingarten-Häuschens. Er hält sich nebenan ein paar Hühner und Enten. Holz hat er gestapelt, um an kalten Tagen sein Hüttchen zu heizen. Der 58-Jährige ist verärgert über die Pläne, eine Trasse durch die Kleingärten zu führen: "Die Anlage soll so bestehen bleiben, wie sie ist", fordert er. Wütend sei er, wie viele andere Hobby-Gärtner auch: "Die Leute hier sind verunsichert. Derzeit weiß niemand, wo die Straße durchgehen und die Brücke über die Zuggleise gebaut werden soll." So könnte einige Meter weiter auch der Schrebergarten eines Rentner-Ehepaares, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, von der neuen Umgehung betroffen sein. "Die Gartenarbeit ist unser Hobby", sagt die Pächterin. Seit Jahrzehnten sind sie Kleingärtner und haben das derzeitige Stück Land vor sechs Jahren übernommen. "Das hier ist unser Paradies. Wir sind froh, hier Erholung zu finden", sagt ihr Mann, der gerade im Nutzgarten sät. "Wenn uns das genommen wird - das ist grausam." Bauvorhaben der Gärtner liegen auf Eis

Auch Kleingärtner Andreas Eilenz hat sich ein eigenes Gartenreich "Am Grüneberg" geschaffen. Seit drei Jahren haben er und seine Verlobte einen der 86 Kleingärten gepachtet. An diesem Tag sitzen sie mit Freunden und Familie rund um den Tisch auf der Terrasse vor ihrem Häuschen. "Das ist das erste Mal in diesem Jahr, an dem wir die Schwenkbraten auflegen", sagt er lächelnd. Dass ihr Garten einer Straße weichen könnte, dem sieht der 41-Jährige fast schicksalhaft entgegen: "Ich hoffe, dass dies nicht passieren wird. Aber was will man dagegen machen?" Er hat zwar Verständnis für die Kürenzer, die den Lärm der Fahrzeuge ertragen. Doch es würde ihm Leid tun um das Stück Erholung - nicht nur angesichts der geschätzten 2000 Euro, die das Paar in die Anlage des Gartens gesteckt hat, sondern auch der vielen Arbeit wegen. Gerne würde Andreas Eilenz die Terrasse einzäunen, sagt er. "Doch im Moment liegt dieses Vorhaben erst einmal auf Eis."

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