Gewagter Schritt

TRIER. (red) Jingying Zhao wurde mit dem Preis des Deutschen akademischen Austauschdienstes für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender ausgezeichnet. Die Studentin aus China fühlt sich in ihrer Wahl-Heimat Deutschland wohl.

Im Ausland zu studieren ist ein Traum, den sich viele Studenten für ein bis zwei Semester erfüllen. Das komplette Studium in der Ferne zu verbringen, trauen sich jedoch nur Wenige. Jingying Zhao hat diesen Schritt gewagt. Nachdem sie in ihrer Heimat ein Germanistikstudium abgeschlossen hatte, wollte sie die deutsche Sprache hautnah erleben. Seit April 2001 studiert die sprachbegabte 25-Jährige aus der Volksrepublik China deshalb in der Römerstadt. Nach drei Semestern an der Universität, wo sie sich der Germanistik und der linguistischen Datenverarbeitung widmete, verschlug es sie an die Fachhochschule Trier. Bei einem ersten Schnupperkurs der Informatik erwachte ihr Interesse für Technik und Wirtschaft. Kurz entschlossen wechselte sie den Studiengang und studiert seit 2002 Wirtschaftsingenieurwesen. Bei einer Feierstunde Ende Oktober wurde Jingying Zhao der Preis des Deutschen akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender verliehen. Mit dem mit 1000 Euro dotierten Preis würdigte der DAAD Jingying Zhaos ehrenamtliches Engagement als Leiterin von Chinesisch-Sprachkursen für Anfänger. Seit September sammelt Jingying Zhao bei einem Praktikum bei einem Tochterunternehmen von Bosch in der Schweiz Erfahrungen im Berufsleben. "Ich arbeite in der Konstruktion und Entwicklung, weil mich der technische Bereich sehr interessiert", berichtet sie. Ein besonderer Höhepunkt erwartete die angehende Wirtschaftsingenieurin im Oktober. "Als technische Dolmetscherin durfte ich zwei Kollegen nach Hongkong begleiten", berichtet sie stolz. Ihre Kenntnisse über die chinesische Kultur und Kommunikation waren bei der Dienstreise gefragt und für die Kollegen hilfreich. Seit über fünf Jahren lebt Jingying Zhao schon in Deutschland. Bei einem Auslandssemester lernte sie für einige Monate auch Frankreich kennen. In Trier fühlt sich die Chinesin besonders wohl. "An Deutschland gefällt mir alles, außer dem Essen", erklärt sie schmunzelnd. Die typischen deutschen Tugenden wie Ordnung und Sauberkeit weiß die Studentin zu schätzen. Schnell konnte sie sich in der Moselstadt einen Freundeskreis aufbauen. "Die Deutschen sind zwar zurückhaltend und schüchtern, aber wenn man sich wirklich befreundet, sind deutsche Freunde sehr zuverlässig", meint sie. In den kommenden Monaten wird sich Jingying Zhao erst einmal ihrer Diplomarbeit widmen. Wenn alles wie geplant verläuft, möchte sie Anfang März ihr Studium abschließen. Was nach dem Studium kommt, weiß sie noch nicht genau. "Ich bin kein Mensch, der immer fünf Jahre im Voraus plant", erklärt sie und fügt hinzu: "Jetzt geht es erst einmal darum, dass ich einen guten Abschluss bekomme."

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