"Gewalt fällt nicht vom Himmel"

TRIER. Gewalt an Schulen hat in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderes Thema die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Über 100 Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen diskutieren noch bis morgen im Robert-Schumann-Haus mit Experten.

Seit den Mordanschlägen von Meißen und Erfurt ist häufig die Rede davon, dass auch an bundesdeutschen Schulen"amerikanische Verhältnisse" eingekehrt seien. "Tatsache ist, dass seit Anfang der 90er Jahre das Ausmaß der Gewalt in der Gesellschaft gestiegen ist, die Menschen andererseits sensibilisierter sind", stellte Günter Gehl, Akademiedozent und Veranstaltungsleiter, in seiner Einführungsrede fest. "Die große Resonanz dieser Tagung, die im Sommer wiederholt wird, zeigt, dass das Thema hochaktuell ist", meinte Gehl. Die Motive für die Gewaltentwicklung seien vielschichtig, eine monokausale Begründung unmöglich. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob die Täter selbst Opfer sind. Thema der Tagung ist auch die PISA-Studie und die sich an deren Ergebnisse anschließende Debatte zur Qualitätsverbesserung in der Schule. Gehl führte den Dresdner Bildungsforscher Wolfgang Melzer an. Er verwies auf Untersuchungen, die aufzeigen, "dass Schulen mit einem guten Klima, einer guten Schüler-Lehrer-Beziehung und hoher Lehrerprofessionalität auch weniger mit Gewaltproblemen zu kämpfen haben". Jedoch könne Schule nicht alleine betrachtet werden. Nach Gehls Auffassung fällt auch dem Elternhaus eine wichtige Rolle zu. Unter anderem wird während der Tagung auch Diplom-Psychologin Barbara Reichle Entwicklungslinien von Gewalt in der Familie aufzeigen. 100 Tagungsteilnehmer, darunter Lehrer aller Schularten, Sozialarbeiter, Elternvertreter, Fachleute aus dem Bereich der Polizei und Justiz aus ganz Deutschland, diskutieren mit den Referenten aus Praxis und empirischer Forschung über Projekte und Konzepte. Ziel der Studientagung ist, dass die Teilnehmer am Ende der Veranstaltung Schlussfolgerungen für ihren Bereich ziehen können. Präventionsstrategien sollen aufgezeigt, Gründe für Gewalt bewusst gemacht werden. Schließlich stellte ein Tagungsteilnehmer fest: "Gewalt fällt nicht vom Himmel."

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