Giftige Schwellen auf dem Trierer Hafengelände

Trier · Rund 300 mit gefährlichem Teeröl behandelte Holzbalken lagern auf dem Areal der Trierer Hafengesellschaft in Trier-Pfalzel. Eigentlich sollte der Sondermüll längst abtransportiert sein. Der TV hakt nach.

 Rund 300 alte, mit Teeröl behandelte, Holzbahnschwellen lagern derzeit auf dem Gelände der Trierer Hafengesellscahft. Verboten ist das nicht, obwohl die Schwellen als gefährlicher Sonderabfall gelten. TV-Foto: Christiane Wolff

Rund 300 alte, mit Teeröl behandelte, Holzbahnschwellen lagern derzeit auf dem Gelände der Trierer Hafengesellscahft. Verboten ist das nicht, obwohl die Schwellen als gefährlicher Sonderabfall gelten. TV-Foto: Christiane Wolff

"Ui, Teeröl, das ist giftig!", sagt der Mann, der gerade sein Altglas in den Container an der Ecke An der Bastion/Hans-Adamy-Straße in Trier-Pfalzel geworfen hat, und wackelt warnend mit dem Zeigefinger. Tatsächlich dürften sich wohl schon mehr Radfahrer, Hunde-Gassi-Geher und Wanderer gefragt haben, warum da in Nähe von Wohngebiet, Obstbaumschonung und Mosel seit Monaten rund 300 alte Bahnschwellen lagern. Schließlich sind die einst mit gesundheitsgefährdendem Holzschutzmittel behandelt worden, um sie gegen Witterung und Schädlinge umempfindlich zu machen.
Die Trierer Hafengesellschaft, auf deren Gelände der beeindruckende Stapel Sondermüll liegt, hat die gut 30 Jahre alten Schwellen Ende vorigen Jahres aus den Gleisen, die über ihr Areal laufen, ausgebaut und gegen Betonbauteile ersetzt.
"Eigentlich sollten die alten Holzschwellen schon längst abgeholt und entsprechend entsorgt sein", erklärt Volker Klassen, Geschäftsführer der Trierer Hafengesellschaft. "Aber die Firma, die wir damit beauftragt haben, ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hat ein Insolvenzverfahren durchlaufen - weswegen sich die Sache verzögert hat."
Gegen das Immissionsschutzgesetz verstößt der Sondermüllstapel nicht. Ein Jahr lang dürfen kontaminierte Holz-Bahnschwellen am so genannten Entstehungsort - also dort, wo sie ausgebaut wurden - lagern, bevor sie in einer Sondermüllanlage entsorgt werden müssen, erklärt Sandra Hansen-Spurzem, Pressesprecherin der oberen Landesbehörde für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. "Dass die Abfälle spätestens nach einem Jahr ordnungsgemäß entsorgt werden und auch die Lagerung an der Baustelle zuvor unter Beachtung der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen erfolgt, liegt in der Verantwortung des Bauherrn", sagt Hansen-Spurzem.
Zwar sind die Holzschwellen gesundheitsgefährdend und deshalb als gefährlicher Abfall eingestuft. Aber von dem Schwellenstapel geht insgesamt keine direkte größere Gefahr (siehe Info-Kasten) aus als zu der Zeit, als die etwa 2,50 Meter langen, 26 Zentimeter breiten und 16 Zentimeter hohen Balken noch im Gleisbett lagen. "Trotzdem haben die Anlieger nicht ganz Unrecht, wenn sie sich beschweren", räumt Klassen ein.
Nach der Anfrage des Trierischen Volksfreunds hat der Geschäftsführer der Trierer Hafengesellschaft daher noch mal bei der Entsorgungsfirma nachgehakt und Druck gemacht. "Ich denke, dass bis Anfang Juni die Bahnschwellen abtransportiert sind", sagt er.
Info

Holzbahnschwellen und auch Weinbergspfähle und Strommasten werden auch heute noch mit Imprägnieröl (Carbolineum) getränkt, um sie gegen Pilz- und Insektenbefall widerstandsfähig zu machen. Das teerölhaltige Mittel und die durch Verdampfung daraus entstehenden gasförmigen Kohlenwasserstoffe enthalten potenziell krebserzeugende Stoffe. Früher nutzten zum Beispiel viele Gartenbesitzer alte, ausrangierte Holzbahnschwellen für die Gartengestaltung, etwa als witterungsfeste Hangsicherung. Seit 1991 ist das verboten, die Schwellen dürfen nicht in Gärten, in der Landwirtschaft oder dort, wo sie mit Nahrungsmitteln, Nutztieren oder Nutzpflanzen in Berührung kommen, verwendet werden. Ein Risiko besteht vor allem bei längerem und intensiven Hautkontakt, weshalb behandelte Holzteile nicht an Orten verwendet werden dürfen, wo damit gerechnet werden muss, dass Menschen sie unbeabsichtigt berühren. Der Bahnschwellenstapel auf dem Gelände der Trierer Hafengesellschaft ist zwar nicht eingezäunt, ein Schild weist allerdings darauf hin, dass der Zutritt auf das Anwesen verboten ist.
?
Die Trierer Hafengesellschaft verwaltet den Trierer Hafen in Ehrang und das dazugehörige Industriegelände. Gesellschafter sind die Stadt Trier (21 Prozent), der Landkreis Trier-Saarburg (16 Prozent) und das Land Rheinland-Pfalz (63 Prozent).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort