Glauben und durchhalten

Trier · Ein Festgottesdienst erinnert an wechselvolle Geschichte der Welschnonnenkirche.

Trier (red) Die Marianische Bürgersodalität Trier von 1610 (MBS) hat die Weihe ihrer Kongregationskirche vor genau 300 Jahren gefeiert. Seit 1969 ist sie Besitzerin der Welsch nonnenkirche, die zuvor Eigentum der Marianischen Jünglingskongregation von 1617 (MJC) war. In deren Obhut war sie nach der Vertreibung der "Augustiner Chorfrauen der Congregatio Beatae Mariae Virginis" durch die preußische Staatsmacht im sogenannten Kulturkampf (1875). Aufgrund der Herkunft des Ordens aus dem französischsprachigen Lothringen wurden die Schwestern in Trier "Welschnonnen" genannt.
Aus Anlass des Jubiläums fand ein Festgottesdienst statt, den Weihbischof Leo Schwarz zelebrierte mit MBS-Präses Ulrich Laux, Domkapitular em. Prof. Franz Ronig sowie Abbé François-Marie Boucher, Rektor der Basilika Saint Pierre Fourier in Mattaincourt (Lothringen). Dort gründete 1597 der heilige Pierre Fourier, der in der Stiftskirche Sankt Simeon in Trier (heute Porta Nigra) die Priesterweihe empfangen hatte, zusammen mit Alix Le Clerc den Orden der "Welschnonnen", deren Hauptaufgabe die Unterweisung der Mädchen aller Volksschichten war, und zwar kostenlos. Das Kloster in Trier war die erste Niederlassung in Deutschland. Eine besonders festliche Note erhielt der Gottesdienst durch die Gestaltung von Domorganist Josef Still.
In seiner Predigt sprach Weihbischof Leo Schwarz über die Baugeschichte der Kirche und ihre zwei Botschaften. Die erste: Jesus in die Mitte stellen. Die Schwestern hatten Häuser in der Flanderstraße gekauft, doch war um 1700 deren Baufälligkeit so groß, dass Neubauten erforderlich wurden.
So beschloss man im Juli 1714 den Bau der Kirche im Vertrauen auf den Beistand Gottes. Es gab weder einen Bauplan noch Geld. Schon im August 1714 segnete Weihbischof Johann Matthias von Eyss den Grundstein. Am 3. Oktober 1717 weihte er die fertige Kirche. Schon bald zeigten die Gewölbe erhebliche Schäden und mussten gesichert werden. Auch die Stadt Trier traf in dieser Zeit ein großes Unglück: Am 17. August des Jahres hatte ein verheerender Dachstuhlbrand die Dächer des Domes zerstört.
Durchhalten und Widerstand ist die zweite Botschaft der Baugeschichte. Die Welschnonnenkirche bietet Rückhalt und Kraft für den Alltag. Seit 1819 feierte die Marianische Jünglingskongregation ihre Gottesdienste in der Welschnonnenkirche. Schon bald nachdem Trier 1815 an Preußen gefallen war, begannen die Spannungen mit dem Staat, der das Bildungsmonopol beanspruchte. Zu dieser Zeit unterrichteten die Schwestern etwa 800 Schülerinnen. 1875 erfolgte das Klostergesetz, durch das alle Ordensgemeinschaften in Preußen aufgelöst wurden. Die Schwestern mussten das Kloster verlassen. Sie fanden in Jupille bei Lüttich eine neue Heimat.
Der Bischof schloss mit den Worten: "Wir feiern 300 Jahre Geschichte des Heils dieser Kirche. Wir leben in einer Stadt, in der nicht alle Kirchen überleben werden, ein schmerzliches Geschehen. Die Welschnonnenkirche hat dank des Einsatzes von Frauen und Männern bis heute überlebt. Ob diese Kirche ein Ort des Heiles bleibt, hängt von jedem einzelnen ab. Eine Kirche, die das Fußvolk verliert, verliert sich selbst trotz einer hervorragenden Baugeschichte. So wird dieser Tag zum Aufruf und Ansporn, den Anschluss zu wahren."

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