Gleichberechtigung ade

TRIER. Gründen Frauen schlauer? Frauengründungen kontra Männergründungen sorgten für reichlich Gesprächsstoff bei der Podiumsdiskussion an der Trierer Hochschule.

"Das Duell" ist eine Veranstaltungsreihe an den Trierer Hochschulen, organisiert im Rahmen der Gründungsinitiative fit-exist-trier. Die Förderung von Gründungen aus dem Bereich der Hochschulen ist Schwerpunkt dieser Initiative, Hochschul-Absolventinnen und -Absolventen werden auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt und begleitet.Im Rahmen der Reihe "Das Duell" wurde bereits in der Vergangenheit Stoff aus diesem Themenbereich intensiv und kontrovers auf dem Podium, aber auch mit den Zuhörern diskutiert. Standort- und Unternehmerfragen standen bereits auf dem Programm, die jüngste Diskussion stellte sich dem Thema: "Gründet Frauen-Power schlauer?"Auf der Suche nach Unterschieden und Parallelen

Wo liegen Unterschiede und Parallelen? Gibt es spezifische Erfolgspotenziale oder Hindernisse? Gründungsexperten und -expertinnen, Unternehmer und Unternehmerinnen der Region stellten sich unter der Moderation von Martin Schmitt diesen spannenden Fragen.Einer überschaubaren Zahl von Zuhörern saß eine kompetente Runde gegenüber. Heidi Hesser, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Trier Saarburg, eröffnete die Diskussion mit der These, Frauen gingen Existenzgründungen meist anders an als Männer. Vorsichtiger, meist kreativer seien sie.Die realen Chancen am Markt seien von den Frauen zuvor meist besser ausgelotet worden. Monika Berger, Unternehmerin im zweiten Existenzjahr, bescheinigte Frauen in diesem Metier mehr Selbstkritik. Die Gründerin der maenade-Weinagentur vertritt die Ansicht, Gründerinnen stellten sich zu Beginn öfter die Frage: "Kann ich das wirklich?".Gründungs- und Unternehmensberaterin Dagmar Pilzecker hält Frauen nicht für schlauer, sondern für anders und gründlicher. Weniger auf das Prestige achtend, setzen Gründerinnen ihre Investitionsvolumen meist geringer an und neigen weniger zu Nachfinanzierungen als ihre männlichen Konkurrenten.Im Allgemeinen hätten sie auch das bessere Controlling und seien offener für Beratungen. Der freiberufliche Unternehmensberater Peter Nuhn sieht solche Äußerungen eher skeptisch. "Ich weigere mich, Unterschiede auf der Basis des Geschlechts zu sehen", erklärte Nuhn. Es gebe durchaus vernünftige männliche und unvernünftige weibliche Einsteiger in die Selbstständigkeit. Die Runde auf dem Podium komplettierte Theo Lenz. Seit zehn Jahren im Firmenkundengeschäft der Volksbank Trier tätig, verfügt Lenz über einige Erfahrung mit Gründern, hält sich mit einer eindeutigen Aussage eher zurück. "Die Frauen, die bei uns waren, waren sehr gut vorbereitet." Insgesamt sei ihr Anteil eher gering unter allen Existenzgründungen.Durchweg einig war sich die Runde, dass Unternehmensgründerinnen meist mit anderen, oft Problemen konfrontiert werden. Dies fängt bei der häuslichen Familiensituation an. Während männliche Gründer häufig ihre Ehefrauen als willkommene und unbezahlte Helfer ansehen, müssen Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bekommen.Bei Frauen prüft die Bank genauer

"Auch mit den Banken haben Frauen oft große Probleme", berichtet Heidi Hesser. Immer wieder höre sie von Benachteiligungen bei Kreditverhandlungen mit den Geldgebern. "Bei Frauen wird einfach viel genauer nachgeschaut."Indirekt seien Gründerinnen auch schon dadurch benachteiligt, dass der Schwerpunkt vieler Förderungsmaßnahmen im handwerklichen und technischen Bereich liege. Dies sei aber eher eine Domäne der Männer. Monika Berger kritisierte den Kompetenzvorschuss allein durch das männliche Geschlecht. Als Frau sei sie eher gezwungen, ihre Sachkompetenz durch Aufzählen ihrer Diplome unter Beweis zu stellen.Einige Personen in Publikum und Podium waren sich in ihrer Einschätzung einig, dass die auch heute noch vorhandenen Benachteiligungen von Frauen ein gesellschaftspolitisches Problem seien. Eine Zuhörerin brachte es auf den Punkt: Frauen stünden sich oft selbst im Weg, ihre eigene Erwartungshaltung an sich selber sei zu hoch, sie trauten sich deshalb zu wenig zu und erwarteten von sich selber zu viel, eben weil sie eine Frau sind, behauptete die Frau.

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