Gnadenloser Aufklärer

Das Mainzer Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung und CDU-Bundestagsmitglied Bernhard Kaster organisierten in Trier einen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit. 180 Gäste kamen zum Vortrag von Hubertus Knabe, Historiker und Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Trier. (cofi) An Aufarbeitung der deutsch-deutschen Geschichte mangele es, die Erinnerungen an den Unrechtsstaat DDR würden verblassen oder seien verklärt, die Stasi organisiere sich generalstabsmäßig neu in als gemeinnützig anerkannten Vereinen, die Opfer des SED-Regimes seien immer noch die Leidtragenden. Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, zieht in seinem Buch "Die Täter sind unter uns. Über das Schönreden der SED-Diktatur" knapp zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ein ernüchterndes und erschreckendes Resümee.Von 100 000 Strafanzeigen wegen Stasi-Mittäterschaft wurde nur ein Prozent zur Anklage gebracht, lediglich 19 Personen kamen in Haft. Für die ehemaligen Offiziere sei das der Beweis, dass sie sich nichts zuschulden hatten kommen lassen. Die unangemessene Entschädigung der Opfer sei nicht nur aus moralischen Gründen verwerflich, sondern auch ein gefährliches Signal, dass sich Widerstand, Zivilcourage und Einsatz für Demokratie gerade in schwierigen Zeiten nicht lohne.Knabe lässt keine mildernden Zwischentöne zu, wenn es um die SED, die Stasi, die DDR geht. Knabe war selbst Gejagter und ist bis heute Jäger - ein Robin Hood bei der Vertretung von Opferinteressen und ein gnadenloser Aufklärer. Jeder seiner Sätze sitzt, ist wohl überlegt. Zu groß sei sonst die Gefahr, in die er sich mit der Unerbittlichkeit seiner Öffentlichkeitsarbeit begibt.

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